Dreifacherfolg für JMU-Start-ups
25.03.2025Die erste Phase im Businessplan Wettbewerb Nordbayern 2025 ist entschieden. Unter den zehn ausgezeichneten Start-ups sind drei Teams aus der Universität Würzburg.

Der Businessplan Wettbewerb Nordbayern ist seit über 25 Jahren eine zentrale Anlaufstelle für Gründungsteams aus Franken und der Oberpfalz. Startups aus dieser Region haben dabei in drei Wettbewerbsphasen die Chance, sich mit ihren Geschäftskonzepten zu bewerben. Jetzt liegen die Ergebnisse der ersten Runde im aktuellen Wettbewerb vor: Aus den zahlreichen Bewerbungen wurden insgesamt zehn Teams ausgezeichnet.
Drei dieser zehn Teams haben ihre Ideen aus der Universität Würzburg heraus entwickelt: ENDOLEASE, StrokeCap und Vasc-on-Demand. Bei der Vorbereitung und Planung wurden sie intensiv von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Servicezentrum Forschung und Technologietransfer (SFT) der Universität begleitet und unterstützt.
Resorbierbare Implantate als Wirkstoffspender
Das ENDOLEASE-Team arbeitet an einer innovativen Plattformtechnologie zur präzisen Freisetzung von Medikamenten im menschlichen Körper. Die resorbierbaren Implantate werden in Arterien eingesetzt, wo sie Wirkstoffe gezielt und lokal in den Blutstrom abgeben können. Auf diese Weise sollen sie die Behandlung schwerer Erkrankungen wie Herzinfarkte, Schlaganfälle und Krebserkrankungen verbessern.
Mit ENDOLEASE-Systemen sollen Behandelnde in Zukunft viel höhere Wirkstoffkonzentrationen im Zielgebiet erreichen können als dies mit Tabletten und Infusionen möglich ist. Denn aufgrund des viel kleineren lokalen Verteilungsvolumens zwischen Freisetzungsort in der Arterie und dem Kapillarsystem des Zielgewebes reicht eine geringe Dosis aus, um eine hohe Konzentration direkt am erwünschten Ort zu erzielen. So könnte beispielsweise eine Chemotherapie gezielt auf Tumore wirken, ohne sich im gesamten Körper zu verteilen und schwere Nebenwirkungen wie Erbrechen, Haarausfall oder Polyneuropathien zu verursachen.
Eine Diagnostik-Kappe zur Schlaganfallerkennung
StrokeCap hat eine Diagnostik-Kappe konzipiert, die mithilfe magnetischer Nanopartikel die Hirndurchblutung in Echtzeit misst. Damit soll es schon dem Rettungsdienst möglich sein, einen Schlaganfall zu erkennen. Verantwortlich dafür ist ein interdisziplinäres Team aus Physik und Medizin an der Universität und dem Universitätsklinikum.
Anders als herkömmliche Verfahren wie Computertomographie oder Magnetresonanz-Tomographie ist die StrokeCap klein, leicht und mobil und kann direkt vor Ort vom Rettungsdienst eingesetzt werden. Sie ermöglicht die frühzeitige Diagnostik am Patienten schon wenige Sekunden nach Gabe eines sogenannten Tracers ins Gefäßsystem. Dieser kann im Körper lokalisiert werden und liefert so Rückschlüsse auf die Durchblutung einzelner Regionen. Dadurch kann die Prognose der Patienten deutlich verbessert werden.
Künstliche Blutgefäße für realistische Gewebemodelle
Künstliche Blutgefäße für realistischere Gewebemodelle, um präklinische Studien zu verbessern und den Bedarf an Tierversuchen zu reduzieren: An dieser Idee arbeitet das ebenfalls ausgezeichnete Team von Vasc-on-Demand.
Zum Hintergrund: 3D-Gewebemodelle spielen in der medizinischen Forschung eine immer größere Rolle. Ob Haut, Leber oder Muskeln – je nachdem, welche biologischen Zellen auf die Matrix aufgebracht werden, können Forscherinnen und Forscher verschiedene Krankheiten simulieren, um die Wirksamkeit von Therapien zu testen und die Entwicklung von Medikamenten zu beschleunigen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass diese Modelle über funktionierende Mikroblutgefäße verfügen.
Das Vasc-on-Demand-Team hat ein Verfahren entwickelt, mit dem es in einem hochauflösenden 3D-Drucker filigrane Fasern aus einem speziellen Polymer herstellen kann. Dieser Druck dient als Gerüst, auf dem im Labor naturgetreue Blutgefäßstrukturen hergestellt werden können. Je nach Forschungsfokus kann dann eine Matrix mit den entsprechenden Zellen auf das Gewebe gegeben werden; die Zellen teilen und verteilen sich, und durch die permanente Nährstoff- und Sauerstoffzufuhr kann das Gewebe wachsen und reifen.
„Die exzellente, innovative Forschung der JMU ist der Grundstein für viele erfolgreiche Gründungen. Wir unterstützen aktiv unsere Gründerinnen und Gründer durch Sicherung und Breitstellung der Intellectual Property für Ausgründungen und bei der Suche nach der passgenauen Gründungsförderung, daher freuen wir uns sehr über das sensationelle Abschneiden der Würzburger Teams“, sagt Iris Zwirner-Baier, Leiterin des SFT.
Wettbewerb als Sprungbrett für Gründer
„Die Vielfalt und Innovationskraft der diesjährigen Sieger zeigen das enorme Potenzial der nordbayerischen Gründerszene“, sagt Tobias Bladowski, Leiter des Businessplan Wettbewerbs Nordbayern. „Unser Ziel ist es, Start-ups mit praxisnahem Expertenfeedback und starkem Netzwerk bestmöglich auf den Markteintritt und die nächste Finanzierungsrunde vorzubereiten.“
Alle teilnehmenden Teams – nicht nur die Sieger – erhalten umfangreiches schriftliches Feedback von einer Expertenjury, die aus erfahrenen Unternehmern, Investoren und Branchenexperten besteht. Jetzt geht es bis zum Sommer weiter mit den Phasen 2 und 3 des Wettbewerbs, wobei die teilnehmenden Startups ihre Businesspläne anhand vorgegebener Schwerpunkte weiterentwickeln können.