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Medizinische Fakultät

Medizin: Freiräume für die Forschung

06.11.2018

Assistenzärztinnen und -ärzte, die neben der Patientenbehandlung forschen möchten, bekommen in der Würzburger Universitätsmedizin Unterstützung. In das Förderprogramm fließen zusätzliche 1,7 Millionen Euro.

forschende Ärztin und Arzt
Mit der DFG-Förderung des UNION CVD Clinician Scientist-Programm werden an der Medizinischen Fakultät Würzburg zusätzlich sechs Stellen pro Jahr für forschende Ärztinnen und Ärzte geschaffen. (Foto: Jörg Fuchs)

Warum soll ich nach zehn oder zwölf Stunden klinischer Arbeit noch ins Labor? Wie viel Zeit bleibt mir für Familie und Freizeit? Ist die Forschung meine Freizeit? Ist das Kollegium meine Familie? Das sind Fragen, vor denen forschungswillige Nachwuchskräfte in der Medizin stehen.

„Junge Ärztinnen und Ärzte, die forschen möchten, gehören zu einer schützenswerten Spezies“, meint Professorin Stefanie Hahner. „Aufgrund der immer größeren Patientenzahl und der kürzeren Liegezeiten bleibt ihnen aber neben, nach oder vor der klinischen Arbeit kaum noch Raum für Forschung. Deshalb benötigen wir nachhaltige Strukturen, in denen sich enthusiastische Assistenzärzte weiterentwickeln können und Freiräume finden für Forschung und kreative Muße.“

Deutsche Forschungsgemeinschaft gibt Geld

Stefanie Hahner ist Fachärztin für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie und Prodekanin der Medizinischen Fakultät der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). Gemeinsam mit weiteren Kollegen vom Universitätsklinikum Würzburg hat sie ein Qualifizierungskonzept entwickelt, das dem Nachwuchs Freiräume für die Forschung gibt und ihn für den weiteren Berufsweg besonders qualifiziert.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat das Würzburger Konzept nun für exzellent befunden und den Antrag auf Förderung voll bewilligt. Sie stellt für das Qualifizierungsprogramm für zunächst drei Jahre 1,7 Millionen Euro bereit.

Gefördert wird vor allem der Brückenschlag zwischen der Behandlung von Patienten und der patientenorientierten Forschung im Labor. „Die direkte ärztliche Tätigkeit am Patienten lässt uns Probleme und Verbesserungsbedarf erkennen und in wissenschaftliche Projekte transferieren, die idealerweise zu neuen Erkenntnissen und Behandlungsprinzipien führen. Deshalb sind für den medizinischen Fortschritt aufmerksame und wissenschaftlich denkende Ärztinnen und Ärzte unerlässlich“, sagt Hahner.

IZKF Clinician-Scientist-Programm als Basis

In der Würzburger Universitätsmedizin gibt es für den forschungsbegeisterten Nachwuchs, der eine hohe Kompetenz in der Patientenversorgung und in der translationalen medizinischen Forschung anstrebt, bereits seit 2017 das Clinician-Scientist-Programm am Interdisziplinären Zentrum für Klinische Forschung (IZKF). Das dreijährige Programm beinhaltet eine 18-monatige Forschungszeit, Mentoring, interaktive Vernetzung und zahlreiche Zusatzqualifikationen.

In das Programm können jedes Jahr fünf Clinician Scientists aufgenommen werden. Dank der DFG-Förderung ist es jetzt möglich, zusätzlich weitere sechs Stellen pro Jahr auszuschreiben. Das kommt fast der gesamten Medizinischen Fakultät zugute, denn das neue Programm ist interdisziplinär aufgestellt und dreht sich rund um Herz und Kreislauf. Sein Name UNION CVD steht für “Understanding InterOrgan Networks in Cardiac and Vascular Diseases”.

Interdisziplinärer Ansatz rund um Herz und Gefäße

„Herz- und Gefäßkrankheiten, vor allem chronische ischämische Herzkrankheiten, Herzinfarkt und Herzinsuffizienz sind nicht nur die häufigsten Todesursachen in Deutschland, sie sind auch durch zahlreiche Begleit- und Folgeerkrankungen charakterisiert“, erläutert Professor Stefan Frantz, Leiter der Medizinischen Klinik und Poliklinik I die Hintergründe des Programms. „Jeder zweite Herzschwäche-Patient hat zum Beispiel sieben oder mehr Komorbiditäten. Diese können sich wiederum negativ auf das Krankheitsbild der Herzschwäche auswirken und weitere Erkrankungen mit sich ziehen.“

Die Herz-Kreislauf-Forschung erfordere daher einen hochgradig interdisziplinären Ansatz. Stefan Frantz ist neben Stefanie Hahner, Jürgen Deckert (Psychiatrie), Matthias Goebeler (Hautklinik, Sprecher IZKF), Peter Heuschmann (Lehrstuhl für Klinische Epidemiologie und Biometrie) und Andrea Thelen-Frölich (Geschäftsführung IZKF) Mitantragsteller des Clinician-Scientist-Programms.

Hervorragende Infrastruktur für Herz-Kreislauf-Forschung

In der Herz- und Gefäßforschung kann die Würzburger Universitätsmedizin langjährige Erfahrungen und viele Erfolge vorweisen. Sonderforschungsbereiche und Einrichtungen wie das Rudolf-Virchow-Zentrum oder das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) bieten jungen Ärztinnen und Ärzten ein hervorragendes Umfeld für die kardiovaskuläre Forschung.

„Mit der Infrastruktur und einem hoch qualifizierten Mentoring-Team aus Disziplinen wie Psychiatrie, Physiologie, Dermatologie, Experimentelle Biomedizin und Bildgebung stehen den Clinician Scientists beste Bedingungen zur Verfügung, um nachhaltige und international angesehene Projekte zu bearbeiten“, ist sich Professorin Hahner sicher.

Kontakt

IZKF, Claudia Elsner-Kunze

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