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Medizinische Fakultät

Mit besserem Geschmack durch die Tumortherapie

10.12.2024

Ein Team der Würzburger Universitätsmedizin entwickelt mit den bayerischen Uniklinika ein KI-Portal. Dieses enthält Ernährungsvorschläge für Krebspatientinnen und -patienten. Das Projekt erhält fast 470.000 Euro Förderung.

Patientinnen und Patienten erleiden häufig während einer Tumortherapie Geschmacksstörungen. Das Portal Gustabor bietet die Möglichkeit Rezepte zur Verfügung zu stellen, die auf das Geschmacksprofil der Betroffenen abgestimmt sind.
Patientinnen und Patienten erleiden häufig während einer Tumortherapie Geschmacksstörungen. Das Portal Gustabor bietet die Möglichkeit Rezepte zur Verfügung zu stellen, die auf das Geschmacksprofil der Betroffenen abgestimmt sind. (Bild: Daniel Peter)

Erst kürzlich hat eine französische Studie gezeigt, dass 98 Prozent aller Krebspatientinnen und Krebspatienten durch ihre Chemotherapie unter Geschmacksveränderungen leiden. Das gleiche Phänomen findet sich häufig auch nach einer Immuntherapie. Obwohl diese Veränderungen zu Mangelernährung und Therapieabbruch führen können, werden sie immer noch unterschätzt.

Das muss sich ändern, dachte sich Dr. Anna Fleischer von der Abteilung für Psychosomatische Medizin am Universitätsklinikum Würzburg (UKW), als ein Krebspatient bekannte: „Hätte ich vorher gewusst, dass ich unter der Antikörpertherapie nichts mehr schmecken kann, hätte ich sie abgelehnt, obwohl sie meine letzte Chance war.“

Aus diesem Grund entwickelt das UKW jetzt mit den fünf weiteren bayerischen Uniklinika ein spezielles Portal namens Gustabor: Es bündelt 500.000 Rezepte sowie zahlreiche Lebensmittelinformationen und spricht Empfehlungen entsprechend dem Geschmacksprofil der Nutzenden aus. Der Clou dabei: Die Empfehlungen kommen von einer künstlichen Intelligenz.

Sechs bayerische Uniklinika und Patientenvertretungen beteiligt

Für das Projekt holte sich Fleischer zunächst den Würzburger Gastroenterologen und KI-Experten Professor Alexander Hann mit ins Boot. Ebenfalls an Bord sind die Ernährungsberaterin Constanze Wolz vom UKW, die Ernährungswissenschaftlerin Dr. Nicole Erickson und weitere Expertinnen und Experten vom Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und dem Universitätsklinikum Regensburg (UKR).

Gemeinsam mit Patientenvertretungen wollen die drei Unikliniken im ersten Projektjahr sämtliche bereits bekannte Maßnahmen und Tipps bei Geschmacksstörungen aus rund 200 nicht-pharmakologischen Studien herausfiltern.

Im zweiten Projektjahr werden die anderen drei bayerischen Uniklinika in Augsburg (UKA) und Erlangen (UKER) sowie das Universitätsklinikum der Technischen Universität München (TUM) involviert. Schließlich sollen an allen sechs bayerischen Uniklinik-Standorten in einer Studie die Maßnahmen bei Patientinnen und Patienten entsprechend ihres zuvor erstellten Geschmacks- und Ernährungsprofils zum Einsatz kommen und auf ihren Nutzen untersucht werden.

470.000 Euro Fördermittel

Das Projekt wird ab Januar 2025 zwei Jahre lang vom Bayerischen Zentrum für Krebsforschung mit rund 470.000 Euro gefördert. Fleischer hat bereits umfassende Literaturrecherchen und Befragungen betrieben sowie einen Patientenratgeber geschrieben.

Was wird zum Beispiel Patientinnen und Patienten mit metallischem Geschmack empfohlen? „Ihnen kann es helfen, vorwiegend kalte Speisen und Limonade zu sich zu nehmen sowie Besteck aus Kunststoff, statt aus Metall zu verwenden“, so Fleischer. Wenn jemand nicht mehr süß schmecken kann? „Dann könnte Gustabor der Person Rezepte vorschlagen, die deftig lecker sind und nicht zwingend süß schmecken müssen, oder bei denen die Süße ganz stark hochdosiert werden kann“, schildert die Medizinerin.

Katalog mit maßgeschneiderten Ernährungsvorschlägen

„Unser Ziel ist es, dass Gustabor mittels verschiedener Algorithmen auf Basis des Geschmacksprofils einen Katalog mit maßgeschneiderten Ernährungsvorschlägen generiert, die der Patientin oder dem Patienten wirklich schmecken und helfen“, erklärt Hann. Die KI dahinter baut der Mediziner gemeinsam mit Informatikerinnen und Informatikern auf. Neben dem objektiv erstellten Geschmacksproblem werden im anonymisierten Profil Punkte wie Alter, Geschlecht, Gewicht, Tumorart, Behandlung, Ernährungsvorlieben, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und -abneigungen berücksichtigt.

Ergänzend zu den Rezepten, die eine KI mit Wort und Bild überarbeitet hat, fließen Tabellen und Skalen ein. Diese geben Auskunft darüber, welche Stoffe in welchen Lebensmitteln enthalten sind und wie sie in verschiedenen Zuständen schmecken. Eine frische Aprikose schmeckt zum Beispiel anders als gepresst oder gekocht.

Hin zu individuellen Ernährungsempfehlungen

Manche Maßnahmen seien auch gar nicht rezeptspezifisch, so Fleischer. Der Geschmack hänge oft auch vom Ambiente ab. So habe es sich bei Krebspatientinnen und Krebspatienten bewährt, während des Essens Ablenkung zu suchen und mit der Familie oder mit Freunden zu essen statt allein.

„Es ist nicht so, dass es noch keine Ernährungsempfehlungen gibt, aber diese erfordern ein Ausprobieren. Mal hilft das eine, mal das andere. Die Wirkung ist individuell unterschiedlich. Und genau das wollen wir identifizieren“, sagt Hann.

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Von Pressestelle UKW

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