Startschuss für neues Forschungsinstitut
24.05.2017Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig und die Universität Würzburg haben ein gemeinsames Helmholtz-Institut gegründet. In der Residenz haben die Verantwortlichen die Verträge unterzeichnet.
Es ist die weltweit erste Einrichtung seiner Art: das Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI. In einem feierlichen Gründungsakt haben die Beteiligten – das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig und die Julius-Maximilians-Universität (JMU) – am Mittwoch, 24. Mai, die entsprechenden Verträge unterzeichnet.
Angriffspunkt für neue Medikamente
In der neuen Forschungseinrichtung mit Sitz auf dem Medizin-Campus der Universität Würzburg sollen sogenannte Ribonukleinsäuren (RNA) und deren Rolle in Infektionsprozessen untersucht werden. RNAs werden ein enormes Potenzial als Angriffspunkte für Medikamente und auch als Therapeutika selbst zugesprochen. Neue Technologien sollen diese Möglichkeiten jetzt erschließen.
Am feierlichen Gründungsakt des neuen Helmholtz-Instituts für RNA-basierte Infektionsforschung nahmen heute Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner, die Geschäftsführerin der Helmholtz-Gemeinschaft Franziska Broer, Ministerialdirektorin Bärbel Brumme-Bothe vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, der Präsident der Julius Maximilians-Universität Professor Alfred Forchel und der wissenschaftliche Geschäftsführer des HZI Professor Dirk Heinz sowie weitere Gäste aus Politik und Wirtschaft teil. Die entsprechenden Vereinbarungen wurden im Fürstensaal der Würzburger Residenz unterzeichnet.
Ein Meilenstein für den Wissenschaftsstandort Bayern
„Die Gründung des Helmholtz-Instituts für RNA-basierte Infektionsforschung ist ein Meilenstein für den Wissenschaftsstandort Bayern“, sagt die bayerische Wirtschafts- und Technologieministerin Ilse Aigner. „Mit der weltweit ersten Einrichtung dieser Art bauen wir unseren internationalen Spitzenplatz in der medizinischen Forschung weiter aus. Künftig wird der Grundstein für neue Medikamente und Therapeutika mit enormem Heilungspotenzial hier in Würzburg gelegt. Daher investieren wir auch gerne in dieses Leuchtturmprojekt.“ Der Freistaat Bayern trägt die Anschubfinanzierung in Höhe von 16,5 Millionen Euro sowie die Kosten für einen Neubau, der in einigen Jahren für etwa 30 Millionen Euro errichtet werden soll. Im Anschluss an die Aufbauphase fördert die Helmholtz-Gemeinschaft das Institut jährlich mit 5,5 Millionen Euro, wobei der Bund 90 Prozent und der Freistaat Bayern zehn Prozent der laufenden Kosten übernehmen.
Das neue Institut
Am HIRI werden RNA-Moleküle und ihre Rolle bei Infektionskrankheiten in einer neuen Dimension erforscht. Dabei stehen die Wechselbeziehungen der RNAs von Krankheitserregern und Wirtszellen im Fokus. Diese Interaktionen sollen mit neuen Analyseverfahren auf molekularer Ebene untersucht werden. Die Forscher versprechen sich davon neue Erkenntnisse über RNA-Moleküle, die als Ansatzpunkt für Medikamente sowie für die Entwicklung neuer RNA-basierter Diagnostika und Therapeutika genutzt werden können.
Das neue Helmholtz-Institut wird die Expertise des HZI in der translationalen Infektionsforschung durch innovative Grundlagenforschung signifikant stärken. Gründungsdirektor des Instituts wird Professor Jörg Vogel, Direktor des Instituts für Molekulare Infektionsbiologie an der Universität Würzburg. Er wurde im März für seine Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der RNA-Biologie mit dem Leibniz-Preis, dem wichtigsten deutschen Forschungspreis, ausgezeichnet.
Das weltweit erste Institut für RNA-basierte Infektionsforschung.
„Wir sind stolz, dass wir mit Jörg Vogel einen international herausragenden Wissenschaftler für die Leitung des neuen Helmholtz-Instituts gewinnen konnten“, sagt Dirk Heinz, wissenschaftlicher Geschäftsführer des HZI. „Unter seiner wissenschaftlichen Federführung werden wir mit dem HIRI ein Forschungsfeld erschließen, das ein großes Innovationspotenzial für neue Diagnostika und Therapien von Infektionskrankheiten bietet. HIRI ist weltweit das erste Institut für RNA-basierte Infektionsforschung.“
Der Präsident der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Alfred Forchel, sieht den Forschungsstandort durch die Kooperation mit der Helmholtz-Gemeinschaft gestärkt. „Das neue Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung ist eine hochkarätige Erweiterung und ein sehr wichtiger Baustein für die Stärkung des außeruniversitären Umfelds der JMU. Es wird in enger Wechselwirkung mit dem JMU-Zentrum für Infektionsforschung Ausgangspunkt international einmaliger Wissenschaft sein.“
Mehr als 100 neue Arbeitsplätze
Im HIRI sollen zunächst drei Professuren und drei Nachwuchsgruppen eingerichtet und auf diese Weise langfristig über 100 hochwertige Arbeitsplätze geschaffen werden. Eng eingebettet in das Helmholtz-Forschungsprogramm „Infektionsforschung“ des HZI werden bakterielle und virale Infektionskrankheiten, die Immunabwehr sowie Möglichkeiten zur gezielten Applikation therapeutisch wirksamer RNA-Moleküle erforscht werden.
Derzeit läuft bereits die Rekrutierung erster Mitarbeiter und die Ausschreibung von Professuren am HIRI, informiert der Gründungsdirektor Jörg Vogel: „Im April hat mit Antoine-Emmanuel Saliba aus Strasbourg der erste Wissenschaftler seine Tätigkeit aufgenommen. Er wird die Arbeitsgruppe ‚Single Cell Analysis‘ leiten. Die Gruppe leistet einen wichtigen Beitrag zur Einrichtung des neuen RNA-Analyse-Zentrums. Dieses Zentrum stellt zusammen mit der RNA-Chemie-Plattform völlig neue Infrastrukturen zur Verfügung, die den Zugang zu den neuesten relevanten Technologien ermöglichen.“ Um den Start des Instituts zu unterstützen, werden außerdem institutionelle Fördermittel bereitgestellt, die rasch gemeinsame wissenschaftliche Projekte zwischen dem HZI, der JMU und dem HIRI auf den Weg bringen.
Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung:
Am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) untersuchen Wissenschaftler die Mechanismen von Infektionen und ihrer Abwehr. Was Bakterien oder Viren zu Krankheitserregern macht: Das zu verstehen soll den Schlüssel zur Entwicklung neuer Medikamente und Impfstoffe liefern.