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Comprehensive Cancer Center Mainfranken

Erfolgreiches Vorsorgezentrum für Strahlenunfälle

08.10.2013 |

Das Universitätsklinikum Würzburg betreibt das deutschlandweit einzige Kollaborationszentrum der Weltgesundheitsorganisation WHO zur medizinischen Vorsorge und Hilfe bei Strahlenunfällen. Vor kurzem wurde die Einrichtung für weitere vier Jahre akkreditiert.

Christoph Reiners und Rita Schneider

Christoph Reiners und Rita Schneider leiten das WHO REMPAN Kollaborationszentrum am Universitätsklinikum Würzburg. (Foto: UKW)

Im Jahr 2005 wurde die Würzburger Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin zum „WHO REMPAN Kollaborationszentrum“ ernannt. Was sich hinter der Abkürzung verbirgt: Die WHO ist die Weltgesundheitsorganisation, und REMPAN steht für „Radiation Emergency Preparedness and Assistance Network“, also für ein weltweites Netzwerk zur medizinischen Vorsorge und Hilfe bei Strahlenunfällen.

International führende Einrichtung

„Die Mitglieder im Netzwerk sind allesamt international führende Einrichtungen, die auf unterschiedliche Bereiche des Strahlenunfall-Managements spezialisiert sind“, berichtet Dr. Rita Schneider, die das Würzburger Zentrum zusammen mit Professor Christoph Reiners, dem Ärztlichen Direktor des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) leitet.

Die Klinik gehört damit zu einem exklusiven Kreis: Auf der ganzen Welt gibt es aktuell nur zehn WHO REMPAN Kollaborationszentren und das Würzburger Großkrankenhaus stellt den einzigen deutschen Vertreter. Vor wenigen Wochen hat die Weltgesundheitsorganisation nach einer turnusgemäßen Neubewertung das Würzburger Zentrum für weitere vier Jahre akkreditiert.

Vorsorge und Management von Strahlenunfällen

Eine der Kernaufgaben des Kollaborationszentrums ist es, die Vorsorge und das Management radiologischer und nuklearer Unfälle fachlich zu unterstützen. Das beginnt bei Strahlenunfällen mit vergleichsweise wenig Betroffenen, wie sie beim fehlerhaften Umgang mit radioaktiven Stoffen in der Medizintechnik oder der Industrie auftreten können. Aber auch großflächige Szenarien, wie Störfälle in Kernkraftwerken oder Unfälle beim Wiedereintritt von atomgetriebenen Satelliten in die Erdatmosphäre, werden berücksichtigt. „Während diese Gefahren – ähnlich wie nukleare militärische Auseinandersetzungen – zum Glück relativ unwahrscheinlich sind, müssen wir heute zunehmend die Möglichkeit von Terroranschlägen mit radioaktivem Material in Betracht ziehen“, sagt Christoph Reiners.

Richtlinien überarbeiten, Wissen verbreiten

Ein wissenschaftlicher Schwerpunkt der von Reiners bis zum Jahr 2011 geführten Würzburger Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin ist der strahleninduzierte Schilddrüsenkrebs. „Diese Expertise bringen wir über das Kollaborationszentrum zum Beispiel bei der derzeit laufenden Überarbeitung der WHO-Richtlinien zur Iod-Blockade nach nuklearen Unfällen ein“, schildert Reiners. Weiterhin engagiert sich das Zentrum in der Aus- und Weiterbildung. So entwickelte Rita Schneider ein Curriculum zur Fortbildung von Notärzten im präklinischen Strahlenunfall-Management; ein E-Learning-Programm zur Strahlenunfallvorsorge ist derzeit in Arbeit.

Eine Anerkennung der geleisteten Arbeit

Unter finanziellen Gesichtspunkten ist das Betreiben des WHO-Vorsorgezentrums für das Uniklinikum Würzburg nicht sonderlich lukrativ: Von der WHO fließt dafür kein Geld, die Finanzierung muss im Wesentlichen über selbst eingeworbene Forschungsprojekte gesichert werden. Hoch ist jedoch der Informations- und Prestigegewinn. „Durch das Zentrum sind wir am Puls der internationalen Entwicklung. Wir helfen mit, die Konzepte der Weltgesundheitsorganisation zu gestalten und national umzusetzen. Dabei können wir unsere Forschungsergebnisse, zum Beispiel zum Schilddrüsenkrebs nach Tschernobyl, weltweit publik machen“, betont Rita Schneider.

Und Christoph Reiners ergänzt: „Die erneute Akkreditierung ist nicht zuletzt ein Zeichen der Anerkennung für unsere geleistete Arbeit – konkret während der letzten vier Jahre, aber auch generell für das in den letzten 50 Jahren in Würzburg aufgebaute Expertenwissen.“