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Gehirnstreiche wecken Lust auf Wissenschaft

09.07.2013 |
Von Pressestelle Uni WÜ
Hoppla, eine Riesin schüttelt einem Zwerg die Hand? (Foto: Judith Dauwalter)

„Anfassen und begreifen“ heißt das Motto bei der Sonderausstellung „Mit Sinn und Verstand“, die zurzeit im MIND-Center der Uni Würzburg zu sehen ist. Denn hier dreht sich alles um Sinnestäuschungen. Wissenschaftliche Themen sollen so interaktiv und mit Spaß vermittelt werden.

 Der einäugige Blick durch das Guckloch eröffnet ein surreales Bild: Da sitzt wahrhaftig ein Zwerg im Schneidersitz auf einem Stuhl und gibt einer Riesin, die sich vor ihm aufgebaut hat, die Hand. Eine leichte Positionsveränderung und zwei geöffnete Augen später ist das Bild dagegen ganz unspektakulär: Markus Elsholz, Geschäftsführer des MIND-Centers, hat es sich auf der Sitzfläche eines Stuhls bequem gemacht und streckt die Hand aus. Auch seine Kollegin streckt ihre Hand aus – allerdings steht sie ein paar Meter weiter vorne im Raum – vor den abgetrennten Stuhlbeinen.

Ein raffinierter Griff in die Trickkiste? Von wegen. Für diese Sinnestäuschung ist unser Gehirn verantwortlich. Vom Punkt des Gucklochs aus fügen sich Sitzfläche und Stuhlbeine zu einem vermeintlich „normalen“ Stuhl und das Gehirn entscheidet sich für diese offensichtliche Interpretation der beiden Gegenstände. Deshalb kommt es auch zu dem Schluss, dass die beiden Personen neben- und nicht hintereinander stehen müssen. So misslingt die exakte Konstruktion der Größenverhältnisse – dass eine Person sehr viel größer als die andere ist, können wir uns nicht mehr mit den unterschiedlichen Positionen im Raum erklären, sondern sehen nun eben eine Riesin und einen Zwerg.

Ein unangenehmes Gefühl bleibt

Auf der Tafel neben dem beschriebenen Phänomen, dem „Beuchet-Stuhl“, findet sich die wissenschaftliche Erläuterung; die Verunsicherung weicht einer Erleichterung. Das Gehirn spielt dem Betrachter hier zwar einen Streich; dennoch lässt sich alles ganz logisch erklären. Aber ein unangenehmes Gefühl bleibt: Auf die Wahrnehmung kann man sich eben nicht immer verlassen, sie hängt stark mit dem zusammen, was wir erwarten. „Und diese Erkenntnis ist wahnsinnig spannend, denn sie eröffnet die Möglichkeit zu philosophischen Diskussionen“, schwärmt Markus Elsholz.

Seit dem 1. Juni haben bereits etliche Schulklassen und Einzelbesucher die Ausstellung auf dem Hubland Campus Nord gesehen. „Für die kommenden Wochen ist die Nachfrage seitens der Schulen sehr groß“, sagt Elsholz. Was ihm am Konzept besonders gefällt: „Hier dürfen sich die Schülerinnen und Schüler so richtig austoben. Sie werden selbst Teil der Exponate – und das ist wirklich faszinierend.“ Wenn beispielsweise zwei Würfel zusammen weniger zu wiegen scheinen, als der kleinere allein. Oder wenn ein scheinbar blaues Kästchen in Wirklichkeit genau die gleiche Farbe hat, wie das nebenan abgebildete, vorgeblich gelbe.

Ehrgeizige Projektidee im MIND-Center

Wie ist es also trotzdem möglich, objektive Aussagen zu treffen – wenn unsere subjektive Wahrnehmung dazu offensichtlich nur begrenzt imstande ist? Dafür zeigt die Ausstellung eine Lösung, die gut zum MIND-Center, dem Mathematischen, Informationstechnologischen und Naturwissenschaftlichen Didaktikzentrum, passt. „Wir müssen uns verlässliche Hilfswerkzeuge schaffen, die nachprüfbare Ergebnisse liefern. Diese muss jeder beliebig oft wiederholen können“, erklärt Markus Elsholz.

Das ist der Punkt, an dem die Naturwissenschaften ins Spiel kommen. Wenn zwei Tischplatten zum Beispiel unterschiedlich groß wirken; aber in ein- und dieselbe Schablone exakt hineinpassen – der einzige Unterschied ist die 90-Grad-Drehung – dann besticht diese einfache Logik. Dieser Ansatz mache Lust auf Erkenntnis, auf Wissen und die Wissenschaft.

Diesen Ansatz wollen die Verantwortlichen im MIND-Center auch nach dem Ende der Sonderausstellung weiter verfolgen. Dafür arbeiten sie bereits jetzt an den Plänen für eine Dauerausstellung, die Forschungsschwerpunkte der Uni Würzburg „auf faszinierende Weise, nah an der Lebenswelt der Besucher, in einem authentischen Umfeld“ präsentieren soll. Die Planungen für das „Zentrum für Wissenschaftskommunikation“, das bis spätestens Anfang 2014 entstehen soll, sind weit fortgeschritten. Beispielsweise soll das Modell eines Teilchenbeschleunigers den Besuchern die Funktionsweise und Bedeutung der Teilchenphysik näher bringen.

„Spannung erleben. Bedeutung entdecken. Prinzip begreifen. Horizont erweitern.“: Das ist die Vision hinter dem ehrgeizigen Projekt. Klassen, die dann Feuer gefangen haben, können ihr Wissen in den Lehr-Lern-Laboren des MIND-Centers vertiefen. Unter der Anleitung von Lehramtsstudenten dürfen sie dort zu spannenden Themen aus Biologie, Chemie, Geographie, Informatik, Mathematik und Physik weiter experimentieren.

Ausstellung noch bis Ende Juli in Würzburg

„Mit Sinn und Verstand“, die Wanderausstellung des Nürnberger Museums „turmdersinne“, ist noch bis zum 31. Juli im Didaktik- und Sprachenzentrum auf dem Campus Nord, Matthias-Lexer-Weg 25, zu sehen. Geöffnet ist sie Mittwoch bis Sonntag von 16 bis 19.30 Uhr.

Der Eintritt kostet 2,50 Euro für 6- bis 18-Jährige. Erwachsene zahlen vier Euro, einen Euro Rabatt gibt es für Studierende und Mitarbeiter der Universität. Schulklassen und größere Gruppen erhalten nach Anmeldung auch Montag bis Freitag von 8.30 bis 13 Uhr Sonderführungen.

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