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In 18 Minuten die Welt verändern

06.12.2016 | CAMPUS
Studentin Naomi Paxton aus Australien begeisterte das Publikum mit ihrer Vision von Biofabrication (Foto: Annette Popp / lizensiert durch Creative Commons, CC BY-NC-ND 4.0.)

Am Wochenende ging in der Würzburger Stadtmensa die erste TEDx-Ideenkonferenz über die Bühne. Bei der von Studierenden organisierten „TEDxUniversityofWürzburg“ teilten fünf Sprecher ihre innovativen Ideen mit dem begeisterten Publikum.

Andrea Bähr, Unimitarbeiterin und Initiatorin der TEDx-Konferenz, und ihr Team waren schon im Vorfeld der Veranstaltung begeistert vom großen Interesse: „Innerhalb eines Tages war die Veranstaltung mit 100 Teilnehmern ausverkauft. Gäste aus anderen Regionen und sogar aus den USA wollen nur für dieses Event nach Würzburg kommen.“

Internationales TEDx-Team

Im Würzburger TEDx-Team waren Jean Sonkoue aus Kamerun, Student Space Science and Technology, und der Geographiestudent Nils Karges von Anfang an dabei. Beide hatten schon den Vorentscheid „Die IDEE“ im Juli 2016 begleitet. Das Team verstärkt haben die Australierin Jodie Goulden sowie die beiden Medizinstudierenden Tabea Stork und Mathis Weigel.

Interdisziplinär zum Erfolg

Andrea Bähr ist stolz auf den Erfolg des ehrenamtlichen Uniteams: „Obwohl wir alle Laien in der Veranstaltungsorganisation waren und natürlich auch ohne TEDx einen vollen Terminkalender haben, war bis zum Event alles bereit. Ich bin begeistert, wie engagiert das Team zusammengearbeitet hat, wie pragmatisch für jedes Problem Lösungen gefunden wurden und wie wir damit eine Veranstaltung auf die Beine gestellt haben, auf die wir stolz sein können.“

Jean Sonkoue: „Es bringt nicht nur etwas fürs Studium, sondern fürs Leben: Kommunikation, Interaktivität, Engagement, Zielorientierung, Teamorientierung, Perspektiverweiterung, Organisation, Kreativität.“

Mathis Weigel ist ein echter TED-Fan: „Einen neuen und inspirierenden Gesprächspartner im Alltag zu finden, ist nicht so leicht, ein neuer TED(x)-Talk aber immer nur ein paar Mausklicks entfernt. TED ist eine tolle Quelle der persönlichen Auseinandersetzung mit Themen, die über den eigenen Tellerrand hinausgehen.“ Als besonders bereichernd empfand er das Zusammenarbeiten mit Leuten aus verschiedensten Fachrichtungen: „Ein so interdisziplinär aufgestelltes Team findet man meiner Erfahrung nach an der Uni eher selten.“

Nils Karges spricht den Wunsch des gesamten TEDx-Teams aus: „Im nächsten Jahr hoffen wir auf eine starke Erweiterung des Teams und eine Vergrößerung der Veranstaltung. Dafür werden wir einen eigenen studentischen Verein gründen.“

In 18 Minuten die Welt verändern

TED ist eine große Austauschplattform für „Ideen, die es wert sind verbreitet zu werden“. Das Prinzip stammt von der Non-Profit-Organisation TED, die 1984 als Konferenz zu den Themen Technologie, Entertainment und Design ins Leben gerufen wurde. TED ist vor allem bekannt durch die TED-Talks-Website (www.ted.com), auf der die besten Vorträge als Videos kostenlos abrufbar sind.

Seit 2009 ermöglicht TED mit seinem Ableger „TEDx“ unabhängigen Organisatoren, Gruppen oder Einzelpersonen, eigene lokale Konferenzen unter dem Namen TEDx zu veranstalten. Unter dem Motto „ideas worth spreading“ traten bei der „TEDxUniversityofWürzburg“ fünf Redner auf – alle mit demselben Ziel: in 18 Minuten die Welt verändern. Oder zumindest die Zuhörer dazu zu ermuntern. Ergänzt wurden die Vorträge mit zwei Videobeiträgen anderer TEDx-Events gemäß dem Motto „Menschen und Ideen vernetzen und TED-Erfahrungen teilen“.

Warum manche Innovationen überleben und andere nicht

Der Kognitionspsychologe und Innovationsforscher Christoph Burkhardt war eigens aus seiner amerikanischen Wahlheimat San Francisco angereist. Neben Spitzenuniversitäten und internationalen Organisationen berät Burckhardt auch Großkonzerne wie Google dabei, ihr kreatives Potenzial voll auszuschöpfen. Burkhardt wollte schon seit seinem 16. Lebensjahr Sprecher einer TED-Veranstaltung werden, in Würzburg war es nun soweit. „Gute Ideen sind kein Zufall, sie sind Kopfsache“, so Burkhardt vor dem Würzburger Publikum. Und selbst „schlechte“ Ideen könnten Probleme lösen – wenn auch meist nur auf Zeit.

Die Zukunft von Biofabrikation

Was wäre, wenn ein Patient nicht auf eine Organspende warten müsste, sondern ein individuell für ihn hergestelltes Organ innerhalb kürzester Zeit bekommen könnte? Diese Vision präsentierte die 22-jährige Australierin Naomi Paxton, Studentin im neuen internationalen Master „Biofabrication“ an der Uni Würzburg. Naomi Paxton arbeitet in einem Forschungsprojekt mit dem Ziel, feinste, mit menschlichen Zellen angereicherte Gewebe per 3D-Druck passgenau herzustellen, um beispielsweise einen zerstörten Knorpel im Kniegelenk zu ersetzen.

Credere: Das freiwillige Grundeinkommen

Martin Finger warf in seinem Talk einen kritischen Blick auf unser Geldsystem und zeigte Alternativen auf. Seine Vision: Die Einführung einer elektronischen Komplementärwährung unter dem Namen „Credere“. Credere solle den Übergang in eine freiheitlich organisierte Gesellschaft ermöglichen, es sei ein freiwilliges, nicht gesetzliches Zahlungsmittel und zum Euro komplementär.

Interaktion im Hörsaal

„In vielen Situationen des Lebens ist eine gute Vorbereitung essentiell. Wer würde schon in einen Sportwettkampf ohne vorbereitendes Training gehen?“ Für Christian Spannagel, Professor an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, ist es umso verwunderlicher, dass der Wert von Vorbereitung selbst in der Hochschullehre nicht genügend berücksichtigt wird. Er plädierte dafür, analoge Präsenz in Vorlesungen, Konferenzen und Schulunterricht für Interaktionen zu nutzen. Studierende könnten sich anhand von E-Learning-Materialien auf die Vorlesung vorbereiten. In der Vorlesung selbst bleibe so mehr Zeit für das Einüben des Stoffs.

Gesprächspartner in Bereitschaft

Andreas Arnold studiert im 4. Semester Humanmedizin und hat zuvor in über 20 Jahren Berufstätigkeit als Fachkrankenpfleger für Psychiatrie unzählige Erfahrungen im Umgang mit Patientenangehörigen gesammelt. Mit seiner Projektidee „Gesprächspartner in Bereitschaft“ (GiB) möchte Arnold Angehörige von Patienten in Krankenhäusern besser begleiten. Angehörige sollten mit ihren Sorgen und Fragen nicht allein gelassen werden und im Krankenhausbetrieb nicht als Störenfriede, sondern als Menschen mit Bedürfnissen wahrgenommen werden. Zahlreiche Zuhörer fragten nach dem Talk direkt nach, wie man sich für GIB engagieren könne.

Hintergrund: TED und TEDx

Alle an der TEDx-Konferenz Interessierten können die einzelnen Würzburger Redebeiträge ab Januar auf dem TEDx-YouTube-Kanal erleben. TED-Vorträge werden in mehr als 100 Sprachen untertitelt (auch Deutsch) und weltweit einem breiten Publik gratis zugänglich gemacht. Mittlerweile haben ausgewählte TEDx-Vorträge aus über 15.000 TEDx-Events weltweit auf der Website über 1 Milliarde Aufrufe erhalten. TED und TEDx sind gemeinnützig organisiert.

Kontakt:

Andrea Bähr, Mail: andrea.baehr@uni-wuerzburg.de, Tel. (0931) 31-85665

Zur Website TEDxUniversityofWürzburg  und Website TED

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