Neue Therapiestrategien für granulomatöse Entzündungen
Ein internationales Team von Wissenschaftlern hat die Entstehung hochentzündlicher Riesenimmunzellen entschlüsselt. Daran beteiligt waren auch Forscher des Würzburger Instituts für Humangenetik. Die Erkenntnis erlaubt die Entwicklung besserer Therapien bei schwer behandelbaren Immunerkrankungen.
Granulomatöse Erkrankungen betreffen Millionen Menschen weltweit. Sie führen unter anderem zu Entzündungen der Lunge, des Darms oder der Blutgefäße und zeichnen sich durch kleine Knötchen aus, Granulome genannt. Diese Knötchen werden durch hochstrukturiert angeordnete Immunzellen gebildet, vor allem aus vielkernigen Makrophagen. Aufgrund ihrer Größe werden diese auch als Riesenzellen bezeichnet. Bislang vermutete man, dass vielkernige Makrophagen durch die Verschmelzung mehrerer Zellen entstehen.
Eine gänzlich andere Erklärung hat jetzt ein international zusammengesetztes Team von Wissenschaftlern unter der Leitung von Dr. Antigoni Triantafyllopoulou vom Universitätsklinikum Freiburg gefunden. Daran beteiligt war auch das Institut für Humangenetik der Universität Würzburg. Über ihre Arbeit berichtet die aktuelle Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift Cell.
Fehler bei der Zellteilung als Auslöser
Die Forscher konnten zeigen, dass die Riesenzellen durch eine fehlerhafte Zellteilung zustande kommen, bei der Erbgut und Zellgröße zwar verdoppelt werden, sich die Zelle aber anschließend nicht teilt. Die Entwicklung solcher Riesenzellen ist die Antwort des Körpers auf Erbgutschäden. Dr. Indrajit Nanda, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Würzburger Humangenetik, hat durch molekulare Chromosomenanalysen die Vervielfachung des Erbgutes in Makrophagen sich entwickelnder Granulomen direkt sichtbar gemacht.
Granulome können sich als Reaktion auf dauerhafte infektiöse oder entzündliche Reize entwickeln, die der Organismus nicht abstellen kann. Eine zurzeit übliche Behandlungsmethode von granulomatösen Erkrankungen nicht-infektiösen Ursprungs zielt deshalb darauf ab, das Immunsystem der Patienten medikamentös zu bremsen. Dadurch steigt allerdings auch das Risiko von Infektionen. Die Wissenschaftler hoffen jetzt, dass die Ergebnisse ihrer Studie die Entwicklung neuer Therapien anstoßen könnte, die die Bildung von Granulomen verhindert und damit eine neue Facette der Therapie granulomatöser Erkrankungen darstellt.
(Quelle: Pressemitteilung des Universitätsklinikums Freiburg)
DNA damage signaling instructs polyploid macrophage fate in granulomas. Herrtwich L., Nanda I., Evangelou K., Nikolova T., Horn V., Sagar, Erny D., Stefanowski J., Rogell L., Klein C., Gharun K., Follo M., Seidl M., Kremer B., Münke N., Senges J., Fliegauf M., Aschman T., Pfeifer D., Sarrazin S., Sieweke M.H., Wagner D., Dierks C., Haaf T., Ness T., Zaiss M.M., Voll R.E, Deshmukh S.D., Prinz M., Goldmann T., Hölscher C., Hauser A.E., Lopez-Contreras A.J., Grün D., Gorgoulis V., Diefenbach A., Henneke P., Triantafyllopoulou A. (2016) Cell 167, 1264-1280 (DOI: 10.1016/j.cell.2016.09.054).
Kontakt
Dr. Indrajit Nanda, T: (0931) 31-81443, ijn@biozentrum.uni-wuerzburg.de