Universität will noch familiengerechter werden

Studierende, die Kinder erziehen, und Beschäftigte, die eine Familie gründen, sollen an der Universität Würzburg zunehmend Unterstützung erfahren. Denn es ist das erklärte Ziel der Hochschulleitung, die Uni so familienfreundlich wie möglich zu machen. Diese Bemühungen wurden jetzt auch offiziell anerkannt: Die Universität hat ein entsprechendes Grundzertifikat verliehen bekommen.
Dazu wurden im Rahmen eines Audits zunächst die familienorientierten Maßnahmen analysiert, die es an der Uni bereits gibt. Darauf aufbauend hat die Hochschule Handlungsfelder und Ziele festgelegt, die sie in den kommenden drei Jahren verfolgen will.
Erstens ist vorgesehen, die Betreuungsangebote für die Kinder von Studierenden und Beschäftigten weiter auszubauen. Schon jetzt organisiert der Familienservice der Universität in seiner „Zwergenstube“ auf dem Hubland-Campus eine Kleinkindbetreuung sowie eine Kurzzeitbetreuung für Kinder bis sechs Jahre. Hinzu kommen ganztägige Ferienprogramme für Schulkinder bis zwölf Jahre. Dieses Hilfs- und Beratungsangebot soll erweitert werden.
Zweitens möchte die Uni in ihren Studien- und Prüfungsregelungen mögliche Zusatzbelastungen durch Familienarbeit berücksichtigt wissen. Gerade Studierende können die hohen Anforderungen in den Bachelor-Studiengängen und in Prüfungsphasen besonders schwer mit der Kindererziehung vereinbaren. Das führt oft zu verlängerten Studienzeiten. Wenn dann zusätzlich finanzielle Probleme auftreten, sehen sich manche sogar dazu gezwungen, ihr Studium abzubrechen. Für solche Fälle plant die Universität nach Möglichkeit spezifische Regelungen in den Studien- und Prüfungsordnungen. Studierende in Elternzeit sollen außerdem organisatorisch und finanziell unterstützt werden.
Drittens soll insbesondere der wissenschaftliche Nachwuchs die Phase der Weiterqualifizierung besser mit der Gründung einer Familie unter einen Hut bringen können. Vom Abschluss des Studiums bis zur Qualifizierung für eine Professur vergehen in der Regel zwölf Jahre. In diesen Lebensabschnitt fällt zumeist auch die Entscheidung über eine Familiengründung. Im Beruf ist diese Phase geprägt von einem hohen Leistungsdruck und finanziellen Unsicherheiten, weil die Weiterqualifikation des wissenschaftlichen Nachwuchses ausschließlich in befristeten Beschäftigungsverhältnissen oder auf Stipendienbasis erfolgt. Die Universität beabsichtigt daher, die Betroffenen künftig stärker organisatorisch zu unterstützen. Sie will auch die Möglichkeiten finanzieller Hilfen prüfen.
Um ihre Familienfreundlichkeit weiter zu verbessern, hat die Universität außerdem folgende Ziele und Maßnahmen im Blick:
- Unterstützung für Beschäftigte beim Einstieg in familienbedingte Auszeiten (Elternzeit, Pflegezeit) sowie beim Wiedereinstieg nach der Familienphase.
- Die schon jetzt sehr flexibel gestalteten Arbeitszeitregelungen sollen weiterhin verstärkt auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ausgerichtet werden.
- Die Führungskräfte an der Universität sollen für die Wertschätzung von Familienkompetenzen und für Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sensibilisiert werden. Ihnen soll bewusst gemacht werden, dass sich ihre Managementfunktion auch auf dieses Feld erstreckt.
- Bei der Arbeitsorganisation, zum Beispiel bei der Terminierung von Besprechungszeiten, sollen Familienzeiten stärker berücksichtigt werden.
- Die Universität will Informationen rund um das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie lebenslagenorientiert und zielgruppenspezifisch aufbereiten. Für alle Themen rund um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sollen Ansprechpartner benannt werden.
- Die Universität will sich zur Schaffung familiengerechter Angebote weiter mit Einrichtungen der Stadt und der Region vernetzen. Die Angebote der Kinder- und der Schüler-Uni für die Öffentlichkeit sollen fortgesetzt werden.
Die Feinplanung zur Umsetzung der Ziele übernimmt die Erweiterte Hochschulleitung (Präsident, Kanzler, Vizepräsidenten, Dekane und Frauenbeauftragte). Das Gremium kommt voraussichtlich am 22. Juli zu einem Workshop mit dem Auditor zusammen. Die rund 20 Personen zählende Projektgruppe, die das Audit bisher begleitet hat und der Mitglieder aus allen Bereichen der Universität angehören, soll sich weiterhin treffen und die Umsetzung der Ziele überprüfen. Die Koordination der Gruppe liegt beim Familienservice der Universität; Ansprechpartnerin ist Gisela Kaiser, T 888-4343, familienservice@uni-wuerzburg.de
Das so genannte „Grundzertifikat audit familiengerechte hochschule“ wurde der Universität am 28. April 2008 von der „berufundfamilie gGmbh“ verliehen. Das Audit gilt als Management-Instrument zur familiengerechten Gestaltung der Arbeits- und Studienbedingungen an Universitäten. Entwickelt wurde es auf Initiative der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung in Zusammenarbeit mit der Universität Trier. Seit 2002 durchgeführt, wurden im Rahmen des Audits bislang 74 deutsche Universitäten und Fachhochschulen ausgezeichnet. Ziel der Aktion ist es, eine „tragfähige Balance zwischen den betrieblichen Interessen der Hochschule und den familiären Interessen ihrer Beschäftigten und Studierenden zu erreichen und dies langfristig in der Hochschule zu verankern“.