Erinnerung an Gottfried Landwehr

Bei einer Gedenkfeier für den verstorbenen Würzburger Physiker Gottfried Landwehr kamen 200 Gäste aus dem In- und Ausland zusammen. Ihm zu Ehren wird das Mikrostrukturlabor künftig Landwehrs Namen tragen.
Seinen Lehrauftrag erfüllte Professor Gottfried Landwehr am liebsten in direktem Kontakt mit jungen Forschern – weniger im Vorlesungssaal. In der konkreten Kooperation verstand er es blendend, zu motivieren und zu inspirieren. Darin waren sich alle Redner einig, die den im Januar 2013 verstorbenen Physiker am Samstag bei einer Akademischen Gedenkfeier in der Würzburger Neubaukirche würdigten. Ihm zu Ehren soll das von ihm gegründete Mikrostrukturlabor künftig seinen Namen tragen.
Landwehrs Karriere weist mehrere Gipfel auf. So war er entscheidend an der Gründung eines Instituts für Festkörperforschung im Kernforschungszentrum Jülich sowie eines Hochfeld-Magnetlabors in Grenoble als Zweigstelle des Stuttgarter Max-Planck-Instituts für Festkörperforschung beteiligt. Von 1978 bis 1983 leitete der international ausgerichtete Wissenschaftler die Grenobler Forschungseinrichtung, erinnerte sein Berliner Kollege Professor Michael von Ortenberg.
Er denke mit großer Dankbarkeit an seinen Kollegen, betonte Professor Laurence Eaves von der Universität in Nottingham. 1972 habe er Landwehr das erste Mal getroffen. Aufgefallen sei ihm, dass meist er es war, der im Anschluss an Vorträge auf Konferenzen die erste Frage gestellt habe: „Um die Diskussion in Schwung zu bringen.“ Landwehrs Veröffentlichungen seien durchweg „brillant“ gewesen.
Gottfried-Landwehr-Labor für Nanotechnologie
Auf die von ihm und fünf weiteren Forschern erfundene Methode, bestimmte II-VI-Halbleiterbauelemente herzustellen, erhielt Landwehr eines von mehreren Patenten. Parallel zu seinen anwendungsorientierten Arbeiten betrieb er Grundlagenforschung im Würzburger Sonderforschungsbereich „II-VI-Halbleiter: Wachstumsmechanismen, niederdimensionale Strukturen und Grenzflächen“. Auf seine Initiative wurde am Physikalischen Institut Anfang der 1990er-Jahre ein Mikrostrukturlabor geschaffen. „Als Zeichen unserer Wertschätzung werden wir diese Einrichtung nun in Gottfried-Landwehr-Labor für Nanotechnologie umbenennen“, so Universitätspräsident Alfred Forchel.
„Perfekter Wissenschaftsnavigator“
Weithin bekannt war Landwehr für seine geistige Unabhängigkeit, sein aufklärerisches Agieren und sein unerschrockenes Eintreten für die Belange der Wissenschaft. „Letzteres gerade auch in der Auseinandersetzung mit Politikern“, hob Professor Wilhelm Krull, Generalsekretär der Volkswagen-Stiftung, hervor. Selbst verfahrene, „bisweilen gar ausweglos erscheinende Situationen“ wusste der Experte für Quanteneffekte mit großer Umsicht, Beharrlichkeit und Entschlusskraft zum Guten zu wenden. Krull: „Alle diese Eigenschaften machten ihn für Würzburg, Deutschland und weit darüber hinaus zum perfekten Wissenschaftsnavigator.“
Verschiedene Auszeichnungen
Von seinem herausragenden Engagement zeugen verschiedene Auszeichnungen. So war Landwehr Ehrenmitglied des Joffe-Instituts der Russischen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg. Unvergesslich bleibe die Feier seines 80. Geburtstags im August 2009 auf der Halbleiter-Konferenz in St. Petersburg, so Professor Sergey Ivanov vom Joffe-Institut, der eigens aus Russland angereist war, um seinen Kollegen zu würdigen. Bereits 1990 wurde Landwehr in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Hier engagierte er sich laut Akademie-Präsident Professor Karl-Heinz Hoffmann in der Kommission für Tieftemperaturforschung.
Begeisterung für die Physik
Weil er nie abließ von seinem Vorhaben, die Physik in Würzburg voranzutreiben, gelang es Landwehr schließlich, die Fakultät zu einer der führenden Forschungsstätten in Deutschland zu entwickeln, betonte Professor Karl Mannheim. Laut dem Dekan der Würzburger Fakultät für Physik und Astronomie „brannte“ Landwehr für sein Fach: „Die Physik floss buchstäblich durch seine Adern.“ Seine Art und Weise, zu forschen und junge Wissenschaftler für physikalische Forschung zu begeistern, macht ihn laut seinem Schüler, dem Nobelpreisträger Professor Klaus von Klitzing vom Max-Planck-Institut für Festkörperforschung, „zu einem ganz großen Vorbild für die Wissenschaft“.
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