Neuroblastome effektiv bekämpfen
Das Neuroblastom ist eine bösartige Krebserkrankung, von der insbesondere Kleinkinder betroffen sind. Nun ist es Würzburger Wissenschaftlern gelungen Hemmstoffe zu identifizieren, die das Wachstum dieser Tumore aufhalten können. Darüber berichtet in der Ausgabe vom 08. Juli die renommierte wissenschaftliche Fachzeitschrift “Cancer Cell”.
Das Neuroblastom entsteht aus entarteten Vorläuferzellen des sympathischen Nervensystems und ist eine der häufigsten Krebserkrankungen bei Kindern. Im Gegensatz zu den meisten anderen Tumorarten kann es beim Neuroblastom zu einer spontanen Regression (Selbstheilung) des Tumors kommen. Darüber hinaus kann ein Großteil der Neuroblastompatienten mit herkömmlichen Therapeutika gut behandelt werden. In 20% der Fälle liegt allerdings eine schlechte Prognose vor. Hier treten Fernmetastasen auf, die nur schwer mit herkömmlichen Therapeutika behandelt werden können. Der wichtigste Faktor für eine schlechte Diagnose ist eine Amplifikation des MYCN Genes. Dadurch kommt es zu einer erhöhten Produktion des MYCN Proteins, das für das aggressive Wachstum und die Therapieresistenz dieser Tumore verantwortlich gemacht wird.
In normalen Zellen kann das MYCN Protein nur für einen kurzen Augenblick seine wachstumsfördernde Funktion ausüben, da es sehr schnell wieder abgebaut wird. In vorherigen Studien der Arbeitsgruppe von Martin Eilers konnte gezeigt werden, dass MYCN Neuroblastomen vor dem Abbau durch die Bindung an ein Partnerprotein, Aurora-A, geschützt ist (Otto et al. Cancer Cell, 2009). Wenn man das Aurora-A Protein ausschaltet, wird das MYCN Protein abgebaut und Neuroblastom-Zellen stellen ihr Wachstum ein. Auch andere Tumore, wie zum Beispiel besonders aggressive Prostata-Karzinome, sind von dem Komplex aus Aurora-A und MYCN abhängig.
Nun ist es Mitarbeitern der Arbeitsgruppe von Martin Eilers zusammen mit einem internationalen Team an Forschern gelungen, Hemmstoffe zu identifizieren, die den Komplex zwischen Aurora-A und MYCN aufbrechen können. Werden aggressive Neuroblastomzellen mit diesen Aurora-A Inhibitoren behandelt, stellen sie ihr Wachstum ein. In behandelten Zellen wird das Protein MYCN schnell abgebaut und verliert seine wachstumsfördernde und tumorerzeugende Wirkung. In Tierversuchen zeigen sich diese Inhibitoren als potente Mittel zur Behandlung Neuroblastom-ähnlicher Tumore. Damit stellen diese Aurora-A Inhibitoren eine mögliche Alternative zu herkömmlichen Therapieansätzen dar. Die Arbeiten zeigen auch einen Weg auf, um neue und bessere Wirkstoffe für diesen aggressiven Tumor zu entwickeln. Derzeit werden schon verfügbare Aurora-A Inhibitoren in ersten klinischen Studien eingesetzt, um deren Potential zur Bekämpfung des aggressiven Neuroblastom zu analysieren.
Link zum Summery "Small Molecule Inhibitors of Aurora-A Induce Proteasomal Degradation of N-Myc in Childhood Neuroblastoma" in Cancer Cell
Kontakt: Professor Martin Eilers, Lehrstuhl für Biochemie und Molekularbiologie, Biozentrum
E-Mail: martin.eilers@biozentrum.uni-wuerzburg.de