Würzburgs Universitätsfrauenklinik in neuen Händen
Prof. Achim Wöckel ist der neue Direktor der Würzburger Universitätsfrauenklinik. Zu den persönlichen Schwerpunkten des 39-Jährigen zählen chirurgische Therapien bei Krebserkrankungen sowie eine bindungsorientierte Geburtsmedizin.
Der 2. Mai 2014 war der erste Arbeitstag für Prof. Achim Wöckel am Universitätsklinikum Würzburg (UKW). Er löste Prof. Johannes Dietl ab, der nach 18 Jahren als Direktor der Universitätsfrauenklinik in den Ruhestand ging. „Der Wechsel nach Würzburg ist für mich ein bisschen wie nach Hause zu kommen. Schließlich habe ich hier einen großen Teil meine Jugend verbracht“, berichtet der aus Rothenburg ob der Tauber stammende, gebürtige Mittelfranke. Seine Medizinkarriere startete er im Jahr 1995 mit dem Studium in Halle an der Saale. Nach dem Physikum im Jahr 1997 wechselte er nach Berlin – zunächst an die Freie Universität, dann an die Charité.
Für einen glatten Übergang mit einem motivierten Team
Die gynäkologische Facharztausbildung absolvierte der leidenschaftliche Operateur an der Universitätsfrauenklinik in Ulm. Hier war er vor seinem Wechsel nach Würzburg zuletzt als geschäftsführender Oberarzt tätig. „In dieser Position habe ich einen Leitungswechsel zwischen zwei Direktoren mitgestalten können“, schildert Prof. Wöckel und fährt fort: „Deshalb glaube ich die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einer solchen Umbruchsituation recht gut einschätzen zu können.“ Er werde alles dafür tun, den Übergang in Würzburg so glatt wie möglich zu gestalten, verspricht der neue Klinikleiter. Wichtig sei ihm dabei der Wir-Gedanke: „Besonders gefreut hat mich in diesem Zusammenhang, dass ich hier auf ein sehr motiviertes Team getroffen bin, das die Zukunft der Gynäkologie in Würzburg aktiv mitgestalten will.“ Seinem Vorgänger Prof. Dietl sei es gelungen, an der Würzburger Universitätsfrauenklinik ein sehr kollegiales Arbeitsklima zu schaffen, was sich zum Beispiel an einer ungewöhnlich niedrigen Personal-Fluktuation in den letzten Jahren erkennen lasse.
Pluspunkt: Gesamte Frauenheilkunde unter einem Dach
Nicht nur personell, auch strukturell sieht der Neuankömmling die Klinik sehr gut aufgestellt. Nach seinen Beobachtungen ist das UKW eines der wenigen Klinika in Deutschland, bei dem die gesamte Frauenheilkunde noch unter dem organisatorischen Dach einer einzigen Klinik versammelt ist. Mit dieser Know-how-Ansammlung könne schon innerhalb der Frauenklinik sehr gut interdisziplinär gearbeitet werden. „Nimmt man die Möglichkeiten hinzu, die sich durch weitere Netzwerke, wie beispielsweise das Comprehensive Cancer Center Mainfranken, eröffnen, so bin ich sicher, dass es gerade bei onkologischen Themen noch große Entwicklungspotenziale für die Gynäkologie am UKW gibt“, betont Prof. Wöckel. „Beispielsweise können wir bei den Patientinnen und Zuweisern in benachbarten, suboptimal ausgestatteten Regionen noch präsenter werden ‑ gerade mit unseren Maximalversorger-Leistungen bei Brust- und Genitalkarzinomen.“
Krebs: Mehr Betroffene, aber auch mehr Therapieangebote
Generell werde sich die Frauenheilkunde aufgrund der demographischen Entwicklung in Zukunft noch stärker als bisher den onkologischen Erkrankungen widmen müssen. „Wir werden alle immer älter – und Brust- sowie Genitalkrebs sind in erster Linie Krankheiten der älteren Frau“, bringt es der Klinikdirektor auf den Punkt. Der Erkenntnisgewinn bei diesen Krankheitsbildern und ihren Therapien wachse geradezu exponentiell. „Als behandelnde Ärzte müssen wir im Team ständig neu abwägen, ob im Einzelfall nun eine Strahlenbehandlung, eine Chemotherapie oder eine Operation – beziehungsweise welche Kombination aus diesen Elementen ‑ die jeweils beste Lösung ist“, erläutert der Krebsexperte. Hilfreich sei für ihn dabei, dass er in Ulm federführend an den S3-Leitlinien zum Brustkrebs mitgearbeitet habe. S3-Leitlinien sind systematisch entwickelte, nicht bindende Entscheidungs- und Handlungsempfehlungen für bestimmte Erkrankungen. „Auch in Würzburg wird es künftig darum gehen, das sich so schnell vermehrende onkologische Wissen in klare Empfehlungen umzusetzen“, sagt Prof. Wöckel. Allerdings ist er nach eigenen Angaben kein Freund davon, jedem neuen Trend sofort hinterherzurennen. Vielmehr spricht er sich dafür aus, neue Therapien zunächst über einen größeren Zeitraum zu beobachten ‑ und erst, wenn sie nachhaltig gute Ergebnisse bringen, in das Behandlungsspektrum zu übernehmen.
Hohe Sicherheit und familiäre Prägung im Einklang
Bei der Geburtsmedizin baut der neue Klinikleiter auf Bindungsförderung: „Viele Universitätsklinika in Deutschland organisieren Geburten sehr stark unter dem Aspekt der höchsten Sicherheit für Mutter und Kind. Tatsächlich ist werdenden Eltern vielfach eine individuell gestaltete, selbstbestimmte Geburt mindestens ebenso wichtig.“ Nach den Erfahrungen des Frauenarztes haben viele Paare den Wunsch nach einer frühen, intensiven familiären Prägung des Kindes, was sich zum Beispiel in einer starken Einbeziehung des Vaters in den Geburtsvorgang oder in der Nachfrage nach modernen Rooming-In-Lösungen ausdrücke. „Ich glaube, dass wir als Universitätsfrauenklinik in der seltenen und äußerst glücklichen Lage sind, beide Faktoren ‑ Hochsicherheit und bindungsorientierte Geburt – perfekt kombinieren zu können“, unterstreicht Prof. Wöckel. Für die Verwirklichung dieses Ansatzes in Würzburg sei zunächst eine noch bessere Sensibilisierung des Personals nötig. In einem zweiten Schritt müssten dann auch bauliche Veränderungen folgen, um zum Beispiel zeitgemäße Familienzimmer anbieten zu können. „Dazu werden bestehende Stationen in nächster Zukunft saniert und dem neuen Bedarf angepasst. Auf längere Sicht plant der Klinikumsvorstand den Bau eines neuen Klinikteils“, kündigt Prof. Wöckel an.
In Punkto Lehre und Nachwuchsförderung setzt der Klinikdirektor auf Mentoring-Konzepte: „Ich habe in meiner eigenen Karriere erlebt, wie wertvoll eine langfristige, dauerhafte Begleitung durch erfahrene Kollegen und Vorgesetzte ist. Gerne werde ich mich selbst hier engagieren, zum Beispiel in den am UKW bereits bestehenden Mentoring-Programmen.“