Deutsch Intern
Interdisziplinäres Zentrum für Klinische Forschung

Laufende Rotationen

Mundgesundheitsbezogene Lebensqualität bei zahn-, implantat- und zahn-implantat getragenen Rekonstruktionen

Das Interesse an der Lebensqualität im Zuge zahnärztlicher Behandlungen gerät zunehmend in den Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen. Dabei kann die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität (OHRQoL) durch funktionelle Faktoren wie die Kaufähigkeit beeinflusst werden. Darüber hinaus wirken sich subjektive Parameter wie die Ästhetik auf die vorhandene OHRQoL aus. Ein schlecht sitzender oder gar fehlender Zahnersatz kann hierbei zu sozialen Abgrenzungen oder einer eingeschränkten Nahrungsaufnahme führen, was wiederum Auswirkungen auf den allgemeingesundheitlichen Zustand der Patienten haben kann.
Ziel dieses Vorhabens ist es deshalb, die Einflussfaktoren unterschiedlicher zahnärztlicher Interventionen auf die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität bei einer großen Anzahl von Patienten (n= 110) mittels des OHIP-G49 Fragebogens zu evaluieren. Hierbei gefundene Zusammenhänge könnten nach kritischer Reflektion eine Anpassung des Behandlungsspektrums mit einer Steigerung der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität ermöglichen und die Patientenversorgung verbessern.
Darüber hinaus soll das Kauvermögen durch ein objektives Messverfahren erfasst werden, wodurch eine Korrelation zwischen Kaufähigkeit und Lebensqualität überprüft werden kann. Zur Erfassung der Lebensqualität von Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren soll zudem ein deutschsprachiger Fragebogen entwickelt und im Zuge prothetischer Versorgung evaluiert werden.
Auch werkstoffkundliche sowie biomechanische Eigenschaften können Einfluss auf die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität haben, wobei eine hohe Langlebigkeit und Beständigkeit der Materialien einen Anstieg der Patientenzufriedenheit und im Zuge dessen der Lebensqualität zu ermöglichen scheint. Für eine differenzierte Beurteilung dieser These ist es konsekutiv notwendig, die hervorgebrachten klinischen Ergebnisse in Relation zu in vitro Daten zu setzen.

 

Therapieoptimierung in der Glaukomchirurgie: Untersuchung von Fibrose und anti-fibrotischen Therapien in einem 3D-Bindehautmodell

Background: Filtration surgery is the main treatment for advanced glaucoma, but success is limited by fibrosis. Standard of care is the postoperative subconjunctival application of antimetabolites, but results are still unsatisfactory. Our goal is to develop safe, effective, and patient-friendly treatments. Additionally, there is a lack of in vitro conjunctival models for research. We aim to adapt and improve a tissue-engineered conjunctival fibrosis model as an in vitro test system to facilitate preclinical testing of new treatments while avoiding extensive animal testing. 
Methods: Our work is based on an established three-dimensional conjunctival model and three promising hydrogel biomaterials. In our conjunctival model, fibrosis will be induced by mechanical (shaking) and biochemical (transforming growth factor beta, TGFβ) stimuli. Hydrogels as novel therapeutic options will be tested for drug release and anti-fibrotic effects (measured by UV-vis spectroscopy and optical coherence tomography, respectively). The readouts will be (immuno-) histologic markers (α-SMA, actin stress fibers, cells contraction), metabolic activity and viability (MTT and AlamarBlue). 
Expected Results: The synergistic combination of mechanical and biochemical stimuli will induce a fibrotic response in the conjunctival model. We anticipate that the addition of TGFβ will increase the contraction rate by 10% after one week. Hydrogels will slowly release anti-fibrotic drugs, thereby attenuating the contraction rate. The tested hydrogel formulations will be highly promising for further development towards clinical use.  
Conclusion: Our findings highlight the potential of the in vitro model as a valuable platform for drug development and testing of new treatments, bringing us closer to a better management of fibrosis in glaucoma filtration surgery.  

Einfluss etablierter und experimenteller Pharmaka auf die Diät-induzierte Adipositas mit begleitendem Hypercortisolismus und assoziierte Komorbiditäten im Rattenmodell

Morbide Adipositas und vergesellschaftete Komorbiditäten wie Diabetes mellitus Typ 2, metabolisch-assoziierte Fettlebererkrankung (MASLD) oder kardiovaskuläre Erkrankungen tragen zu einer erheblichen Belastung der Gesundheitssysteme bei. Der Bedarf an neuen effektiven Behandlungsmethoden ist daher groß. Bei adipösen Patienten wird häufig eine Aktivierung der HPA-Achse beobachtet („funktioneller Hypercortisolismus"). Zugleich weist das klinische Bild der primären, multifaktoriellen Adipositas in vielen Fällen erhebliche Überschneidungen mit dem manifesten Hypercortisolismus (Cushing-Syndrom) auf. Im vorliegenden Projekt werden Bioproben eines bereits aktuell laufenden Tierversuchs genutzt, in welchem in männlichen und weiblichen Ratten durch eine Kombination aus einer Hochfettdiät und einer Hemmung der NO-Synthase mittels N-nitro-l-arginine methyl ester (L-NAME) ein (Pseudo-)Hypercortisolismus-Phänotyp erzeugt wurde. Nach Induktion des vorgenannten Phänotyps wurden Tiergruppen unter anderem mit dem GLP-1-Analogon Semaglutid, dem SGLT2-Inhibitor Empagliflozin, PYY3-36, sowie mit Antagonisten des GLP-1 und NPY-2-Rezeptors behandelt. Durch eine genaue molekulare und hormonelle Charakterisierung der HPA-Achse soll im vorliegenden Projekt zunächst eine exakte Phänotypisierung des Tiermodells gelingen. Die Einflüsse der angewandten metabolisch wirksamen Therapien auf den induzierten Hypercortisolismus, die Adipositas und assoziierte Komorbiditäten sollen genauer untersucht werden. Die Experimente sollen zu einem besseren Verständnis des Wirkmechanismus der oben genannten Substanzen im Kontext von Adipositas mit Hypercortisolismus beitragen.

Neuartige adhäsive mineralorganische Zemente aus Organophosphaten und Magnesiumphosphaten bzw. -oxiden in der Medizin sowie Zahnmedizin

Obwohl Knochenkleber in vielen chirurgischen Situationen sinnvoll wären, konnte sich bislang noch kein Knochenadhäsiv in der klinischen Anwendung etablieren. In jüngster Vergangenheit haben mit Phosphoserin modifizierte Calcium-basierte Zemente an Aufmerksamkeit gewonnen. In eigener Arbeit wurden erstmals adhäsive mineralorganische Knochenzemente auf der Basis von Phosphoserin und Magnesiumverbindungen beschrieben. Sie zeigen eine Haftfestigkeit auf Knochen, welche allen bislang bekannten Knochenadhäsiven deutlich überlegen ist. Die Stoffgruppe der Zemente erscheint als Knochenklebstoff generell günstig. Calciumphosphate sind als Knochenersatzmaterialien bereits lange bekannt und besitzen das Potential, vom Körper durch Knochen ersetzt zu werden. Inzwischen weiß man, dass die vergleichsweise unerforschten Magnesium-basierten Zemente diesen in Bezug auf mechanische und biologische Eigenschaften in nichts nachstehen. Nach Kenntnis des Autors wurde in der oben genannten eigenen Arbeit zum ersten Mal überhaupt die Verbindung zwischen Magnesium und Phosphoserin im Kontext eines Zementes beschrieben. Tatsächlich handelt es sich hierbei um eine noch undefinierte Materialgruppe mit Zementeigenschaften. Aufgrund der besonderen Affinität des Magnesiums zu Sauerstoff kommen auch andere Organophosphate wie etwa die Phytinsäure als Reaktanten in Betracht. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, adhäsive resorbierbare mineralorganische Zemente auf Basis von Magnesiumverbindungen und Organophosphaten zu etablieren. Dies beschränkt sich nicht nur auf die Anwendung als Knochenklebstoff, sondern ist vielmehr als neuartige Materialgruppe und Plattform zu sehen, aus welcher eine Vielzahl neuer medizinischer und zahnmedizinischer Arbeitsmaterialien hervorgehen kann.