Die Lehrklinik
Herzlich Willkommen in der Lehrklinik der Universität Würzburg!
Die Lehrklinik der medizinischen Fakultät Würzburg ist eine 1700 qm große Lehr- und Übungseinrichtung, in der an Modellen, Simulationspatienten und Simulatoren grundlegende praktische ärztliche Fertigkeiten erlernt und trainiert werden können. Bereits seit 2004 können Medizinstudierende der Universität Würzburg hier wichtige Schlüsselkompetenzen für ihre spätere Arbeit als Arzt/Ärztin durch TutorInnen und Dozierende erlernen.
Wichtige Ausbildungsziele sind u. A.:
- Intensive Praxisorientierung
- Kommunikation zwischen Arzt/Studierende und PatientIn
- Fehlervermeidung und Selbstschutz durch wiederholtes Training
Lehrkonzepte & Lehrmethoden
In unseren curricularen und extracurricularen Kursen erfolgt ein strukturierter und supervidierter Unterricht unter Berücksichtigung evidenzbasierter Lehrmethoden und Lehrkonzepten.
Zum Erlernen praktischer Fertigkeiten ist es insbesondere wichtig, ein standardisiertes von Dozierenden angeleitetes Training zu durchlaufen. Unsere Pflichtkurse verfügen daher über ein einheitliches didaktisches Konzept und werden von Dozierenden verschiedener Fachdisziplinen geleitet.
Blended Learning bezeichnet die Verknüpfung von Präsenzlehre und virtuellen Lernmöglichkeiten. Dabei kommen sowohl die Vorteile des Audiovisuellen Lernens oder E-Learnings als auch von Präsenz- und praktischen Veranstaltungen zum Tragen. Das zuvor durch das Skript und Lehrvideos Gelernte kann in den zahlreichen praktischen Kursen der Lehrklinik diskutiert und vertieft werden. Das Lernen wird somit effizient gestaltet, in dem der Präsenzunterricht an das vorher Erlernte anknüpft und dieses vertieft.
Das sogenannte Peer-Teaching bezeichnet eine Lehrmethode, bei dem fachlich und didaktisch ausgebildete studentische Tutoren ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen unterrichten. Sie betreuen die Studierenden beim Üben an Simulatoren und Phantomen. In mehreren Studien hat sich Peer Teaching als gleichwertig zum ärztlich instruierten Training erwiesen. Es ermöglicht „Lernen auf Augenhöhe“.
Dieser Ansatz bietet für beide Seiten viele Vorteile. Die Tutoren wissen um die anfänglichen Schwierigkeiten und auf welchem Niveau sie ihre lernenden Kommilitoninnen und Kommilitonen abholen. Außerdem besteht aufgrund der konstruktiven Lernatmosphäre bei den Lernenden eine niedrige Hemmschwelle für Rückfragen. Die Tutoren beantworten und erklären verständlich durch die Verwendung gleicher Sprachcodes. Die Kurse finden in Kleingruppen statt, sodass auf individuelle Feedback stattfinden kann.
Die Tutoren ihrerseits profitieren ebenfalls von dieser Tätigkeit. Sie sammeln erste Erfahrungen als Dozierende in der Lehre, können Kontakte zu Dozierenden aus der Klinik knüpfen, verbessern ihre praktischen Kenntnisse und erwerben Routine für die Umsetzung in der Praxis. Außerdem genießen die Tutoren eine umfangreiche fachliche wie auch didaktische Ausbildung, die durch Hospitationen, Schulungen sowie praktische Übungen bereitet wird.
Da Wissen am besten im Kontext bzw. mit klinischen Bezügen gelingt, wird in der Lehrklinik in möglichst realitätsgetreuen Situationen gelehrt und gelernt.
So dient beispielsweise ein komplett eingerichteter OP-Saal mit Schleuse und Waschraum zur Einweisung in die Verhaltensweisen im OP, wie das Anziehen steriler OP-Kleidung, chirurgische Händedesinfektion, steriles Arbeiten und Bewegen im sterilen Raum.
Auch das Training mit Schauspiel- und Simulationspersonen, teilweise mit Videoaufzeichnung und –analyse, vermittelt durch das Lernen an klinischen Fällen, Kompetenzen in der Arzt-Patienten-Kommunikation, und im Notfallmanagement.
Diese Methode dient dem Vermitteln praktischer Fertigkeiten in vier Schritten.
In der ersten Phase dieser Methode demonstriert der Dozierende die zu lernende Fertigkeit unkommentiert und in gewohnter Schnelligkeit.
In der zweiten Phase wiederholt er diese Fertigkeit langsam und erklärt jeden einzelnen Schritt genau.
In der dritten Phase lässt der Dozierende sich jeden einzelnen Schritt von Studenten erklären und führt die Schritte nach den Anweisungen der Studierenden aus.
Im letzten Schritt führen die Studierenden die Fertigkeit unter Supervision selbst durch.
Diese Methode verbessert die Lernerfolge im Hinblick auf Professionalität und der Arzt-Patienten-Kommunikation. (Effects of Peyton’s Four-Step Approach on Objective Performance Measures in Technical Skills Training: A Controlled Trial, Krautter et al., 2011)
Die Kurse der Lehrklinik sind stark orientiert an dieser Methode, sodass die Studierende zunächst am Vorbild der Dozierenden lernen können und durch Feedback von Dozierenden, TutorenInnen und KommilitonenInnen ihre praktischen Fertigkeiten erweitern.
Durch Simulatoren und Phantome können komplexe ärztliche Tätigkeiten vor dem ersten echten Patientenkontakt unter standardisierten Bedingungen gelehrt, erlernt und vertieft werden. Dies beinhaltet sowohl die Untersuchungstechniken und die hygienischen Regeln als auch den Umgang und die Kommunikation mit dem Patienten. Dabei ist der Schwierigkeitsgrad individuell adaptierbar. Wiederholungen sind beliebig oft möglich und im geschützten Raum können Studierende ohne Bedenken lernen.
Unterschieden wird heutzutage zwischen drei Arten von Simulatoren (Stein et al. (2018) Wie im wahren Leben: Simulation und Realitätsnähe. In: St.Pierre M., Breuer G. (eds) Simulation in der Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg):
Unter den sogenannten „low-fidelity“-Simulatoren versteht man die Simulation mit einfachen Puppen, durch die v.a. prozedurale Fertigkeiten gelernt und geübt werden können. Beispielsweise werden sie zum Erlernen der Blutentnahme oder zum Legen von Kathetern etc. eingesetzt.
„Medium-fidelity“-Simulation bezeichnet die Simulation mit funktionalen Puppen, die z.B. beim Reanimationstraining zum Einsatz kommen.
Zur „high-fidelity“-Simulation gehört das Training mit programmierbaren Puppen, sowie das Training mit standardisierten Patienten (Schauspielpersonen). Programmierbare Puppen haben dabei den Vorteil, dass physiologische Parameter, wie z.B. Atmung, Blutdruck oder bestimmte Abhörphänomene eingestellt werden können und die Puppen bei der Behandlung durch Studierende auf deren Tätigkeiten reagieren.
Durch Schauspielpersonen können vor allem „non-technical skills“, wie z. B. die Kommunikation und Interaktion mit Patienten verbessert werden. Außerdem wird die Übertragung von theoretischem Wissen auf eine „reale“ Situation erprobt, indem z.B. ein Anamnesegespräch mit Schauspiel geführt werden soll. Um die Rolle der Schauspielpersonen, die durch (Laien-)Schauspieler verkörpert wird, möglichst authentisch wirken zu lassen, bekommen die Schauspielpersonen genaue Vorgaben über medizinische und nicht-medizinische Umstände ihrer Rolle.
Weitere Informationen über das Schauspielpatienten-Programm finden Sie hier.
Um den Studierenden die Rolle des Patienten näherzubringen und deren Empathie und soziale Kompetenz zu fördern, spielen bzw. erleben die Studierenden in einigen Kursen die Situation als Arzt sowie auch als Patient.
Reale Situationen werden spielerisch simuliert, während Teilnehmende aus klar definierten Rollen heraus agieren. Nach dem Rollenspiel wird die Situation von den beobachtenden Studierende und dem Dozierende beurteilt, sodass am Ende die optimale Herangehensweise gemeinsam erarbeitet werden
Die Studierenden lernen so nachzuempfinden, wie sich der Patient in bestimmten Situationen fühlt und können in der Rolle des Arztes üben, dem Patienten ein möglichst angenehmes Umfeld zu schaffen.