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Derzeit leben weltweit mehr als 55 Millionen Menschen mit Demenz, Prognosen sagen einen Anstieg bis 2050 auf 150 Millionen Betroffene voraus. Allein in Bayern leben aktuell mehr als 270.000 Menschen mit Demenz, eine Zahl, die bis 2040 voraussichtlich auf 380.000 ansteigen wird. Die jährlichen Gesundheitskosten für Demenzerkrankungen belaufen sich weltweit auf 1,3 Billionen US Dollar, in Deutschland lagen die Gesamtkosten der Menschen mit Demenz für die Kostenträger das Jahr 2016 bei 34 Mrd. Euro. Die zukünftige Versorgung und Pflege dieser Menschen stellt nicht nur für das Gesundheitssystem, sondern auch für die Gesellschaft eine der größten Herausforderungen dar. Dies betrifft insbesondere die Versorgung von Menschen mit Demenz in den ländlichen Gebieten.
Eine besondere Versorgungsherausforderung zeigt sich bereits im diagnostischen Prozess. So ist die Rate an nicht diagnostizierten Demenzfällen hoch. In einer Studie von Eichler et al. konnte festgestellt werden, dass 60% der in Deutschland lebenden Menschen mit Demenz keine formale Diagnose hatten, weltweit geht man sogar von 75% nicht diagnostizierter Demenzfälle aus. Ein weiteres Problem liegt in den langen Diagnosezeiträumen. So konnten Wolff et al. in der prospektiven, multizentrischen Längsschnittstudie Bayerischer Demenz Survey (BayDem) feststellen, dass der mediane Zeitraum zwischen den ersten wahrgenommenen Symptomen und der Diagnosestellung in Bayern 16 Monate beträgt. In internationalen Studien fällt diese Diskrepanz teilweise noch deutlicher aus. Wie Barth et al. aufzeigen konnten, ist auch hier ist der ländliche Raum durch einen erschwerten Zugang von Menschen mit Demenz zu einer zeitnahen Abklärung und Diagnostik besonders betroffen.
Eine Möglichkeit zur Verbesserung der Diagnoserate sind Screening-Instrumente. Eine Studie mit 146 Teilnehmenden in Mecklenburg-Vorpommern hat gezeigt, dass die Diagnosen durch ein vorgeschaltetes kognitives Screening um knapp 50% erhöht werden konnten. Digitale Screeningtools bieten hier zusätzlich den Vorteil, dass sie niedrigschwellig orts- und zeitunabhängig verwendet werden können.
Die vorliegende Entwicklung und Validierung eines digitalen Screening-Tools zur Identifikation kognitiver Einschränkungen findet im Rahmen des Forschungsprojekts Digitales Demenzregister Bayern - digiDEM Bayern statt, dass durch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) (Förderkennzeichen: G42d-G8300-2017/1606-83) gefördert wird. digiDEM Bayern hat das Ziel, die Lebensbedingungen von Menschen mit leichten kognitiven Einschränkungen und Demenz und deren pflegenden An- und Zugehörigen in Bayern, insbesondere in den ländlichen Regionen, zu verbessern. Das Projekt basiert dabei auf zwei Säulen: dem Aufbau eines Forschungsregisters und der Bereitstellung von digitalen Angeboten für Menschen mit Demenz und deren pflegenden Angehörigen.
Ziel des bayernweiten Forschungsregisters ist es unter anderem, die klinische Komplexität und den Langzeitverlauf demenzieller Erkrankungen besser zu verstehen. Dazu werden flächendeckend Langzeitdaten zur Behandlung, Versorgung und Angebotsnutzung von Menschen mit Demenz sowie zur Belastung pflegender Angehöriger in allen Regierungsbezirken Bayerns erhoben.
Zudem möchte digiDEM Bayern einen aktiven Beitrag zur Verbesserung der Lebenssituation von Menschen mit Demenz und deren pflegenden Angehörigen leisten, indem eine Plattform mit digitalen Angeboten geschaffen wurde und kontinuierlich ausgebaut wird. Die Plattform umfasst unter anderem Angebote zur Bedarfsermittlung, Pflegebelastung, Informationsvermittlung und Wissensüberprüfung.