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    Hypophosphatasie

    Das Projekt "Rachitis in Nigeria" geht weiter

    „Die Menschen rechnen ganz fest mit uns“

    Kaduna/Würzburg (MI) Elf Beine operiert, 18 Mal die Knochen durchtrennt und mit Drähten, Klammern und Schrauben wieder gerade zusammengefügt - und sieben Kindern und Jugendlichen die Chance gegeben, auf geraden Beinen durchs Leben zu gehen. So lautet die Bilanz des einwöchigen Einsatzes des Leiters der Kinderorthopädie am Würzburger König-Ludwig-Haus, Prof. Dr. Peter Raab, und von OP-Schwester Maria Wagner in Kaduna in Nigeria. Für beide war es bereits der sechste Einsatz dieser Art.

    Für die jungen Patienten war die Operation die einzige Chance, von Behinderung und Schmerzen geheilt zu werden. Sie gehören zu den vielen hundert Betroffenen in der Region Kaduna, die an Kalziummangel leiden und deren Beine deshalb nicht gerade wachsen. Wer nicht durch zusätzliche Gaben des Minerals geheilt werden kann, dem bleibt nur die Operation, berichtet Maria Wagner nach ihrer Rückkehr aus Nigeria. Vor fünf Jahren war Wagner, die Mitglied des Missionsärztlichen Instituts ist, zusammen mit Raab zum ersten Mal in Nigeria, um ihm bei den komplizierten Operationen zusammen mit einheimischem Personal zu assistieren.

    Denn die schwierigen Fälle können und wollen die Mediziner vor Ort nicht behandeln, wie Raab erläutert. Auch wenn längst nicht alle auf den OP-Tisch kommen, die behandelt werden müssten, seien die Ergebnisse ermutigend. „Die Menschen sind dankbar und freuen sich, dass wir ihnen helfen. Sie machen im Alltag deutliche Fortschritte“, so Raab. Die meisten könnten nach dem Eingriff größere Strecken schmerzfrei gehen und beispielsweise auf dem Feld mitarbeiten. Auch Maria Wagner ist überzeugt, dass ihre Hilfe nicht umsonst ist. „Die Kinder, die wir vor längerer Zeit operiert haben, stürmen überglücklich auf uns zu, wenn wir nach Kaduna kommen.“ Viele hätten vorher den Schulweg nicht geschafft, jetzt seien sie glückliche Schüler und „wieder zurück im Leben“.

    Zwischen 60 und 70 Patienten konnte laut Wagner inzwischen mit einer Operation geholfen werden, seit vor einigen Jahren der erste Hilferuf der Nichtregierungsorganisation „Hope für the Village Child“ das Missionsärztliche Institut über das katholische Hilfswerk Misereor erreichte. Um den Ursachen der Rachitis mit teils schweren Knochendeformationen auf den Grund zu gehen, entnahmen Mitarbeiter des Instituts und Geographen der Universität Würzburg Blut- und Bodenproben. Inzwischen ist klar, dass vor allem die kalziumarme Ernährung für die Krankheit verantwortlich ist.

    Für den Vorsitzenden des Missionsärztlichen Instituts, Prof. Dr. August Stich, sind die vorliegenden Befunde „nur die Spitze eines Eisbergs“. Die Ursache des Mangels sei hoch komplex und reiche von der Übernutzung der Böden bis hin zum Anbau von kalziumarmem Mais. Um vorzubeugen, werde den Menschen in der Region Kaduna Kalzium verabreicht. Für dringend notwendig hält es Stich, auch andere Regionen in Westafrika zu untersuchen, wo die Böden ebenfalls übernutzt seien. Um sich selbst ein Bild von der Region zu machen, fliegt er Anfang nächsten Jahres nach Nigeria. Er hofft auf die weitere Zusammenarbeit mit den Würzburger Geographen unter der Leitung von Prof. Dr. Barbara Sponholz, denn das Problem lasse sich nur interdisziplinär lösen, ist der Tropenmediziner überzeugt.

    Ob und wann sich Wagner und Raab wieder nach Nigeria aufmachen, um im OP krumme Beine gerade zu richten, hänge von der Finanzierung weiterer Flüge und Aufenthalte ab. sagt Raab. Die letzte Nigeria-Reise hat die „Stiftung für tropenmedizinische Forschung und Weiterbildung“ des Missionsärztlichen Instituts unterstützt. Zu den Förderern gehört neben einigen Firmen das katholische Hilfswerk Misereor in Aachen, das nicht nur Operationen, sondern unter anderem auch die Behandlung mit Kalzium mitfinanziert. Maria Wagner hofft, dass ihre Mission weitergeht. „Die Menschen in Kaduna rechnen ganz fest mit uns.“