Hintergrund
Muskuloskelettale Erkrankungen und Verletzungen haben eine enorme sozioökonomische Bedeutung. Mit einem Anteil von 16% (35,7 Mrd. €) an den direkten Krankheitskosten (223,6 Mrd. €) nehmen sie mit den Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems die erste Stelle ein. Sie verursachen zudem mehr als 40% aller Arbeitsunfähigkeitstage, 42% aller Rehabilitationsleistungen und 25% aller frühzeitigen Berentungen in Deutschland. Aufgrund der demographischen Entwicklung wird trotz abnehmender Bevölkerungszahlen die Anzahl der in Deutschland zu versorgenden Patienten weiterhin zunehmen. Für Deutschland wird über alle Diagnosen ein Anstieg der Krankenhausfälle von 2005 bis 2020 um 12% prognostiziert.
Im muskuloskelettalen Bereich aber ist mit höheren Zahlen zu rechnen. So gehen amerikanische Studien davon aus, dass
- bis 2050 die Schenkelhalsfrakturen
- bis 2026 die primäre Implantation von Hüftprothesen
- bis 2016 die primäre Implantation von Knieprothesen sich gegenüber dem Jahr 2005 verdoppeln und
- in 2030 die Prozentsätze an Revisionen für die Hüftendoprothetik 17% und
für die Knieendoprothetik 9% betragen werden.
Bei Wirbelsäulenfusionen wird bis 2030 ein Anstieg auf das 7fache an der Halswirbelsäule und bis auf das 19fache an der Lendenwirbelsäule prognostiziert. Bei den Tumoren wird angenommen, dass bei gleich bleibender prozentualer Verteilung der Neuerkrankungen bis zum Jahre 2030 bei den über 60jährigen ein Anstieg um 40% zu verzeichnen sein wird.
Angesichts dieser beeindruckenden Zahlen und der gerade in den chirurgischen Fächern festzustellenden Nachwuchsproblematik stellt sich die Frage, wer all diese Patienten operieren soll und zu welchen Kosten. Man tut daher gut daran, nach neuen, fachübergreifenden Strukturen und Vernetzungen zu suchen, die eine bessere Nutzung der zur Verfügung stehenden limitierten Ressourcen erlauben.
Bei operativ nicht mehr verbesserbaren Erkrankungen des Muskuloskelettalen Systems können durch konservative Behandlungsmaßnahmen, Verordnung von Hilfsmitteln und psychosoziale Unterstützung deutliche Therapieerfolge erreicht werden. Etablierte multidisziplinäre komplexe Therapiestrategien in der Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention müssen konsequent umgesetzt werden und es besteht weiter Forschungsbedarf im Bereich der Grundlagen und der klinischen Forschung und besonders auch in der Versorgungsforschung.