Intern
Institut für Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung

Arbeitsgruppe „Virtual Reality-Simulation im Medizinstudium“

Häufig fehlen jungen Ärztinnen und Ärzten in den ersten Berufsjahren schnell verfügbares Praxiswissen sowie die Fähigkeit, Aufgaben zu priorisieren und rasch klinische Entscheidungen zu treffen. Diese Kompetenzen sind jedoch besonders in Notfallsituationen wichtig. Mit der Technologie der Virtual Reality (VR) lassen sich realistische Lernumgebungen schaffen. Mit diesen können Studierende im geschützten Rahmen und mit standardisierten Fällen ausgebildet werden.

Am Uniklinikum Würzburg wurde die VR-basierte Notfallsimulation STEP-VR (Simulation-based Training of Emergencies for Physicians using Virtual Reality) zusammen mit dem Unternehmen für 3D-Visualisierung ThreeDee (München) entwickelt. Nun erforschen wir im nächsten Schritt die Bedingungen für den erfolgreichen Einsatz des VR-Trainingsprogramms in der medizinischen Lehre.

Dieses Video gibt einen Einblick: https://www.youtube.com/watch?v=TZrVg1zaSX8

Oben: Patientenversorgung (A) in der virtuellen Notaufnahmeumgebung (B). Alle dargestellten Gegenstände (Infusionen, Perfusoren, Ultraschallgerät, EKG) können genutzt werden. Unten: Einsatz von STEP-VR im tutoriell begleiteten Kleingruppenseminar (C/D). Ein Teilnehmer übernimmt die Behandlung, während die anderen das Geschehen auf dem Smartboard verfolgen und kommentieren können.

Laufende Studien

Einsatz im klinischen Seminar: Studierende der Humanmedizin im 10. Semesters nutzen das VR-Trainingsprogramm in einem Begleitseminar zum Blockpraktikum Innere Medizin. Nach dem Simulieren von virtuellen Fällen erfolgt eine ausführliche Falldiskussion mit Dozierenden. Im Rahmen einer Evaluationsstudie werden der Realitätsgrad (Immersion), mögliche Nebenwirkungen (Simulation Sickness und Anspannung) und der subjektive Lernerfolg erhoben.


Lerneffekte durch VR-basierte Simulationen: VR-basierte Lehrangebote finden eine hohe Akzeptanz unter Studierenden. Allerdings ist noch unklar, ob die Nutzung von VR tatsächlich Lernvorteile bietet. In einer Studie werden der Kompetenzgewinn und dessen Nachhaltigkeit sowie mögliche beeinflussende Faktoren (z.B. Erleben von Herausforderung während der Simulation) untersucht. 


Entwicklung einer VR-unterstützten Prüfung: Durch den Einsatz von VR in standardisierten, praktischen Prüfungen im Format OSCE (objective structured clinical examination) sollen die bisherigen Einschränkungen analoger Prüfungsszenarien (z.B. Personal-/Materialkosten, Organisationsaufwand, eingeschränkte inhaltliche Komplexität) überwunden werden. Die Stiftung Innovationen in der Hochschullehre hat ein Projekt bewilligt, um das bestehende VR-Trainingsprogramm um eine Prüfungsoberfläche zu erweitern. Dafür werde Prüfungsfälle sowie Steuerungs- und Feedbackfunktionen in die Software implementiert.


Erfassung der Notfallkompetenz bei Ärztinnen und Ärzten: Ziel einer weiteren Studie ist es, durch VR-Simulation die Praxisfertigkeiten von jungen Assistenzärztinnen und –ärzten bei der Behandlung von verschiedenen Notfallszenarien zu erheben. Danach werden die tatsächlichen Fertigkeiten mit den subjektiven Einschätzungen verglichen. Hieraus ergeben sich wichtige Hinweise, wie die (notfall)medizinischen Ausbildung am besten zur Vorbereitung auf den Berufseinstieg gestaltet werden kann.

Entwicklung einer interprofessionellen Mehrspielerfunktion

Besonders im Bereich der Notfallmedizin hängt der Behandlungserfolg auch von der Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen ab. Ziel dieses Teilprojekts ist es, das Programm um eine Mehrspielerfunktion zu erweitern, damit zukünftig Medizinstudierende mit Lernenden aus Pflegeberufen zusammen in VR Notfälle trainieren können. Hierzu entwickeln wir zusammen mit Pflegedidaktikern ein Konzept, wie Möglichkeiten der Kommunikation (z.B. Patientenübergabe), Dokumentation (z.B. elektronische Patientenkurve) und Evaluation (z.B. strukturiertes Debriefing) in der virtuellen Notaufnahmeumgebung verwirklicht werden können.

Das Projekt wird gefördert und begleitet vonWeitere Informationen zu WueDive finden Sie hier.

 

Erweiterung um KI-TutorIn: In dem von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre geförderten Projekt Speaking VirtuAI soll die bestehende VR-Lernumgebung um eine auf künstlicher Intelligenz basierende, virtuelle Tutorperson mit Prozessierung natürlicher Sprache erweitert werden. Auf diese Weise wird zukünftig ein immersives Lernerlebnis ermöglicht, welches das individuelle Tempo der Lernenden noch stärker berücksichtigt. Zudem könnte das virtuelle Notaufnahmetraining somit auch unabhängig von Lehrpersonal und dadurch häufiger und mit weniger Aufwand eingesetzt werden. In der begleitenden Forschung soll untersucht werden, inwiefern sich der mittels KI-Dialogfeedback erzielte Lernerfolg von dem mittels statischem Feedback erzielten unterscheidet.

 

Team

  • Dr. med. Tobias Mühling (Leitung der Arbeitsgruppe)
  • Prof. Dr. Sarah König (Leitung des Instituts)
  • Franca Keicher (Ärztin)
  • Marco Lindner (Doktorand)
  • Isabelle Späth (Doktorandin)
  • Verena Schreiner (Doktorandin)
  • Marie Lehmann (Doktorandin)
  • Alexander Zamzow (Arzt)
     

Kooperationspartner

 

Auszeichnungen/Presse

Kurzvortrag im Rahmen der Reihe „WueDive Talk“ vom 14. November 2023 zum Thema „Visualisierung, Immersion, Training. VR-Simulation als didaktische Methode

Publikationen

  • T. Mühling, V. Schreiner, M. Appel, T. Leutritz, S. König (2023). Clinical Competency Assessments: A Comparative Study of Virtual-Reality-Based and Traditional Physical OSCE Stations. Preprint. DOI: 10.2196/preprints.55066
  • M. Lindner, T. Leutritz, J. Backhaus, S. König, T. Mühling (2023). Kompetenzgewinn und der Einfluss von Stress in einer Virtual Reality-basierten Notaufnahme. Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung 2023. doi: 10.3205/23gma151​​​​​​​
  • ​​​​​​​F. Keicher, T. Mühling, M. Müller, K. Ruf, S. König (2023). Von der Theorie in die (simulierte) Praxis – pädiatrische Notfälle in Virtual Reality für PJ-Studierende und BlockpraktikantInnen. Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung 2023. doi: 10.3205/23gma177
  • T. Mühling, I. Späth, J. Backhaus, N. Milke, S. Oberdörfer, A. Meining, M. Latoschik, S. König (2023). Virtual reality in medical emergencies training: benefits, perceived stress, and learning success. Multimedia Systems. DOI: https://doi.org/10.1007/s00530-023-01102-0

 

Kontakt

Ansprechpartner: Dr. med. Tobias Mühling (muehling_t@ukw.de)