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    Institut für Rechtsmedizin

    Postmortale Liquordiagnostik

    Liquor cerebrospinalis (Cerebrospinal fluid, CSF) ist in der klinischen Diagnostik wie beispielsweise bei der Diagnostik von neurologischen Erkrankungen ein häufig verwendetes Untersuchungssubstrat, da diese ohne Barrieren mit dem Extrazellulärraum des Zentralen Nervensystems (ZNS) kommuniziert, und ihre Analyse neuropathologische Untersuchungen komplementiert. Durch ihre anatomisch geschützte Lage im Schädelinneren und im Spinalkanal ist die CSF ein sehr stabiles, von frühen postmortalen Veränderungen vergleichsweise wenig beeinflusstes Untersuchungsmaterial, dessen Entnahme durch Subokzipitalpunktion oder Asservierung nach Hirnentnahme leicht in den Obduktionsablauf integriert werden und die somit die neuropathologische Befundung ergänzen kann.

    In unserem Forschungsprojekt untersuchen wir postmortal entnommene CSF analog zu klinischen Fragestellungen im Hinblick auf die Zellzahl und Zellart. Besonderes Augenmerk liegt darauf, immunhistochemische Färbungen, die erfolgreich am Hirngewebe angewendet werden, auf postmortale CSF in Form von immunzytochemischen Färbungen zu übertragen und die Korrelation zwischen Gewebsreaktion des Gehirns und zellulärer Reaktion der CSF zu vergleichen. In unserer Veröffentlichung Bohnert S, Ondruschka B, Bohnert M, Schuhmann MK, Monoranu CM (2019) Post-mortem cerebrospinal fluid diagnostics: Cytology and immunocytochemistry. A method suitable for routine use to interpret pathological processes in the central nervous system. Int J Legal Med 133: 1141-1146 konnten wir die Anwendung von immunzytochemischen Färbungen insbesondere der ortständigen Mikroglia (TMEM119) zeigen und in unserem Institut die postmortale Liquorzytologie und -immunzytochemie etablieren.

    In einem aktuellen Forschungsprojekt konnten wir einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen der Dichte von TMEM119-positiven Zellen im Cortex und entsprechender postmortaler CSF, im sogenannten Cytospin, feststellen. Der Nachweis von TMEM119-positiven Mikrogliazellen in der CSF zeigte dabei keine Korrelation zum postmortalen Intervall und eignet sich damit als weiterer Surrogatmarker für die Untersuchung von neuropathologischen Veränderungen im ZNS.

    Die Migration von TMEM119-positiven Mikrogliazellen in den Subarachnoidalraum steht im Zentrum von weiteren Analysen. Neben der bekannten Interaktion der Mikroglia zum zerebralen Gefäßsystem, sog. glymphatic pathway, konnten wir einen vollkommen neuen Weg der Migration von TMEM119-positiven Mikrogliazellen durch die Pia mater in den Subarachnoidalraum und der CSF beschreiben.

    ... und ihre mögliche klinische Anwendung

    In Kooperation mit der Neurochirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Würzburgs konnten wir erstmals bei Patienten nach Subarachnoidalblutung das Vorliegen von TMEM119-positiven Mikrogliazellen in klinischer CSF feststellen. Weitere Untersuchungen sollen Aufschluss über die Mikroglia als Surrogatmarker der Entzündungsreaktion im ZNS geben.

    Cytospin von klinischer CSF nach Subarachnoidalblutung mit rötlichen TMEM119-positiven Mikrogliazellen (links). TMEM119–positive Mikrogliazelle bei stärkerer Vergrößerung 200x (rechts)

    Aus:
    Cattaneo A, Monoranu CM, Messinger J, Löhr M, Wipplinger C, Weiland J, Kunze E, Stetter C, Linsenmann T, Nickl V, Heinsen H, Bohnert M, Ernestus RI, Bohnert S (2023) TMEM119-Positive Microglial Cells in Cerebrospinal Fluid as a Possible Marker for the Inflammatory Response After Aneurysmal Subarachnoid Hemorrhage, a Preliminary Study. Brain and Spine, published online