Winter School "Stroke: research, challenges and international perspectives"
06.12.2023Welche neuen Erkenntnisse gibt es in der experimentellen Forschung, der Nachsorge und Sekundärprävention beim Schlaganfall? Im Rahmen der Winter School am 19./20. Januar 2024 des Studiengangs Translational Medicine wurden diese Fragen von Referenten verschiedener Disziplinen im Rudolf-Virchow Zentrum Würzburg diskutiert.
Internationale Schlaganfallforschung
Die Winter School spannte einen Bogen von experimenteller Forschung über klinische Forschung bis hin zur Versorgungsforschung zum Krankheitsbild Schlaganfall. Erstmals nahmen auch Studierende des Masterstudiengangs Epidemiologie und Biostatistik der Catholic University of Health and Allied Science (CUHAS) Mwanza, Tansania (virtuell) teil.
Prävention, Behandlung & experimentelle Forschung
Am ersten Tag der Winter School wurde ein Überblick über Risikofaktoren und Prävention, Behandlungskonzepte sowie den aktuellen Stand der experimentellen Schlaganfallforschung zu neuen Therapiekonzepten gegeben.
Prof. Karl Georg Häusler, leitender Oberarzt der Neurologie des Uniklinikum Würzburgs (UKWs) führte in das Thema Schlaganfall ein, beleuchtete Risikofaktoren und diskutierte Ansätze zur Primär- und Sekundärprävention sowie zur Akutbehandlung von Schlaganfallpatient:innen.
Die Akutversorgung ischämischer Schlaganfallpatient:innen umfasst die zeitkritische Anwendung von Therapieoptionen wie Thrombolyse und Thrombektomie. Prof. Mirko Pham, Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie des UKWs stellte diese beiden Behandlungsmeilensteinen der Schlaganfallversorgung vor und ging dabei besonders auf die Aspekte der Sicherheit und Wirksamkeit ein.
Prof. Michael Schuhmann, Leiter des klinischen Labors der Neurologie des UKWs und Professor für experimentelle Schlaganfallforschung, zeigte in seinem Vortrag, wie wichtig die Zusammenarbeit von Forschern in Grundlagen- und klinischer Forschung ist. Er erläuterte dies am Beispiel von Thrombozyten, Entzündungsprozessen und deren Einfluss auf das fortschreitende Infarktwachstum.
Die interaktive Abendveranstaltung, die von Emily Harvey und Harry Jenkins, Mitarbeiter:innen des Imperial College London organisiert wurde, bot eine einzigartige Gelegenheit für Studierende, Mitarbeitende und Professor:innen, in Teams zusammenzuarbeiten und ihre Kenntnisse über Vorhofflimmern und intrazerebrale Blutungen anhand einer derzeit laufenden klinischen Studie, der PRESTIGE-AF-Studie, zu vertiefen. Die aktive Teilnahme an einem Escape-Room förderte nicht nur das Verständnis der Krankheitsbilder, sondern ermöglichte auch die praktische Anwendung bei der Identifizierung geeigneter Patienten für klinische Studien.
Sekundärprävention & Schlaganfallnachsorge
Am zweiten Tag der Winter School standen Themen der verbesserten Sekundärprävention sowie Nachsorge nach einem Schlaganfall im Fokus.
Prof. Charles Wolfe des King's College Londons präsentierte in einem beeindruckenden Vortrag den Zusammenhang zwischen sozioökonomischen Faktoren und Schlaganfallrisiko sowie Outcomes nach einem Schlaganfall. Dabei beleuchtete er den komplexen Zusammenhang zwischen sozioökonomischen Faktoren und der Verteilung von Risikofaktoren.
Studierende des Elitestudiengangs Translational Medicine präsentierten danach Themen, die die Behandlung und Prävention von intrazerebralen Blutungen, die Behandlung und Prävention der Subarachnoidalblutung sowie die Schlaganfallversorgung in Entwicklungsländern umfassen.
Anschließend stellten wissenschaftliche Mitarbeiterinnen des Instituts für Klinische Epidemiologie und Biometrie (IKE-B) der Universität Würzburg sowie des Institutes für medizinische Datenwissenschaften (ImDS) des Universitätsklinikums Julia Schmidt und Anna-Lena Hofmann das Projekt CAEHR vor, welches das Ziel hat, die Gesundheitsversorgung von Patient:innen mit Herz-Kreislauferkrankungen durch zeitnahe Bereitstellung von relevanten Gesundheitsinformationen und die Einführung intelligenter datengetriebener Dienste entlang des Versorgungspfads zu optimieren.
Relevante Ergebnisse des strukturierten, sektorenübergreifenden Nachsorgeprogramms (SANO) wurden von Anna-Lena Hofmann und Martha Schutzmeier vom IKE-B präsentiert. Durch eine verbesserte Nachsorge der Patient:innenkonnte die SANO Studie positive Effekte im Hinblick auf die Kontrolle einiger kardiovaskulärer Risikofaktoren, wie z.B. Rauchen und Hyperlipidämie zeigen. Lena Schmidbauer stellte anschließend die Nachfolgestudie SANO EXTEND vor, die Langzeiteffekte 5-6 Jahre nach dem Schlaganfall untersuchen wird.
Dr. Christopher Schwarzbach, Oberarzt der Klinik Ludwigshafen, präsentierte die Herausforderungen der Schlaganfallnachsorge. Dabei wurde sichtbar, dass die Akteure in diesem Bereich vielschichtig sind und sich die Nachsorge weit über die Sekundärprävention hinaus erstreckt. Eine erfolgreiche Bewältigung erfordert Kooperation und eine multidisziplinäre Behandlung.
Ein weiteres bedeutendes Thema in der Schlaganfallnachsorge ist die sogenannte Post-Stroke Fatigue. Prof. Gillian Mead von der Universität Edinburgh stellte Studien zu diesem Aspekt vor. Etwa die Hälfte der Schlaganfallpatienten leidet unter Post-Stroke Fatigue; bei etwa einem Drittel der Patienten bessert sie sich ohne spezifische Behandlung. Prof. Mead stellte Studien zu pharmakologischen und nicht-pharmakologischen Interventionen vor, die vielversprechend sind. Die Konsensempfehlungen des „Third Stroke Recovery and Rehabilitation Roundtable (2023)” geben Hinweise für die klinische Versorgung und einen Fahrplan für die künftige Forschung.
Die 6. gemeinsame Winter School „Translational Medicine and Clinical Science“ widmete sich somit einem breiten Spektrum von Schlaganfallthemen, von experimenteller Forschung bis zur Nachsorge und Sekundärprävention. Sie umfasste erstmalig virtuelle Teilnehmer:innen aus Mwanza, Tansania, und präsentierte Beiträge namhafter Experten wie Prof. Charles Wolfe vom King's College London und Prof. Gillian Mead von der Universität Edinburgh.
Text: Dr. Steffi Jírů -Hillmann, Translational Medicine